Die Breitbandanbieter in Deutschland versprechen immer mehr Tempo, doch sie hinken beim Service hinterher. Wenn aber TV, Internet und Telefon von demselben Anbieter kommen, wird Verlässlichkeit zum Schlüsselargument, schreibt Andreas Geldner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Der technische Fortschritt bei der Datenübertragung geht weiter. Insofern ist die Ankündigung des Kabelnetzbetreibers Unitymedia Kabel BW erfreulich, noch mehr Tempo im Internet anzubieten. Die Kunden profitieren hier von einem technologischen Wettbewerb, in dem die Kabelanbieter einerseits und die Telekommunikationsfirmen andererseits den jeweils anderen mit hohem Aufwand auszustechen versuchen. Dieselben Kunden wundern sich aber darüber, warum Firmen, die technisch an der Spitze des Fortschritts stehen, bei alltäglichen Dingen wie dem Kundendienst versagen.

 

Dabei geht es weniger um die Folgen einer technischen Umstellung, von denen Kunden von Unitymedia Kabel BW in diesem Frühjahr und Sommer zu tausenden gebeutelt wurden. Das Unternehmen hat hier nach anfänglichen Schwierigkeiten versucht, sich halbwegs anständig aus der Affäre zu ziehen. Nein, es geht um das tägliche Ärgernis im Umgang mit schlecht erreichbaren, nicht immer kompetenten und oft unzureichend koordinierten Hotlines und Servicetechnikern. Dies ist ein Problem der Telekommunikationsbranche insgesamt. Auch die Deutsche Telekom beispielsweise treibt ihre Kunden, wie Umfragen und weit verbreitete persönliche Erfahrungen zeigen, oft zur Weißglut.

Es scheint ein Problem von Hightech-Firmen zu sein, dass sie vor lauter technologischem Fortschritt die Alltagsprobleme aus dem Auge verlieren. Die Kunden haben den Eindruck, dass ihnen bis zum Vertragsabschluss das Blaue vom Himmel versprochen wird – und dass sich anschließend niemand für ihre Probleme interessiert. Aber Vertrauen ist mindestens so wichtig wie die neuesten technischen Highlights. Wenn Telefon, Internet und Fernsehen vom selben Anbieter kommen, wird Verlässlichkeit noch wichtiger. Bevor also die Firmen ihr ganzes Geld in Technologie und Marketingkampagnen stecken, sollten sie endlich auch den Service wiederentdecken.