Der Konflikt um das Tanzverbot und die Unterlassung eines Tennis-Turniers an Karfreitag erinnern daran, dass es noch anderes gibt als Party.

Stuttgart - Wer am Karfreitag seinen Partyspaß haben will, braucht nicht lange zu suchen. In den Veranstaltungsblättern findet sich auch am 22. April eine ganze Latte an Salsa-Nächten, Housepartys und Mixed-Music-Schwofs. Und man stößt immerhin auch auf ein paar ironische Hinweise auf die höchsten christlichen Feiertage und das damit einhergehende Tanzverbot: Ein Club verspricht, dass der DJ ab 21.30 Uhr garantiert nur Untanzbares auflegen wird. Andernorts wird ein Wettbewerb ausgetragen, an dem nur leise Songs präsentiert werden. Passend zum stillen Feiertag.

 

Klar ist, dass am Karfreitag nicht getanzt werden darf. Klar ist aber auch, dass sich in einer säkularisierten Welt, noch dazu in einer Großstadt wie Stuttgart, längst nicht mehr alle Club- und Discobetreiber daran halten. Sie nehmen das Risiko in Kauf, vielleicht ein Bußgeld zahlen zu müssen, falls sich doch ein Anwohner beschweren oder eine Polizeistreife vorbeikommen sollte.

Streit lässt Karfreitag nicht vergessen

Was sich die vielen Dutzend Partyveranstalter erlauben können, darauf freilich kann ein Unternehmen wie Porsche nicht bauen. Zu groß ist die Öffentlichkeitswirkung des Tennis Grand Prix. Und zu groß ist das Interesse der Kirchen, doch noch ein Exempel zu statuieren und darauf hinzuweisen, dass am Karfreitag nicht nur das Tanzen, sondern auch das Abhalten von Sportturnieren verboten ist - und die Gelegenheit zu nutzen, noch einmal laut zu sagen, dass wir uns in der Karwoche befinden.

Es ist ein Dauerkonflikt. Die einen finden die Kirche zu fromm und wollen sich nicht von ihr bevormunden lassen, die anderen werfen den Feiernden vor, hedonistisch und wertevergessen zu sein. Eines aber kann man sicher sagen: Es lohnt sich, den Streit immer wieder aufs Neue auszutragen. Denn er erinnert daran, dass es etwas anderes gibt als Party. Nämlich eine 2000 Jahre alte Tradition und Zeiten der Ruhe.