Die Polizei beklagt Verbrechen an jungen Menschen. Unicef gibt Hinweise auf die Ursachen – Armut, Vernachlässigung, Mangel an Strukturen. Ein Kommentar von StZ-Redakteur Stefan Geiger.

Stuttgart - Drei Nachrichten aus drei Orten. Sie gehören zusammen: In Köln beklagt das UN-Kinderhilfswerk die vergleichsweise hohe Kinderarmut in Deutschland. Dabei geht es nicht nur um Mangel an Geld, auch um den Mangel an Strukturen, beispielsweise wenn Kinder kein warmes Essen bekommen. Kinder in ärmeren Ländern, so in Großbritannien, haben es besser als deutsche. In Berlin klagt der Präsident des Bundeskriminalamtes über das zwar sinkende, aber immer noch zu hohe Ausmaß der Gewalt, die Kinder erdulden müssen. Diese Kinder sterben nicht nur durch Prügel, auch an den Folgen ihrer Vernachlässigung. Die Taten werden oft in der Familie, von hilflosen Eltern verübt. Im württembergischen Aldingen stirbt ein vernachlässigtes Kind. Die überforderte, alleinerziehende Mutter schweigt zum Vorwurf des Totschlags durch Unterlassen.

 

Nicht immer führt Armut in die Gewalt. Aber Armut, gerade auch strukturelle Armut ist eine wichtige Ursache für Gewalt, auch für strukturelle Gewalt. Das entlastet die Täter nicht. Aber Strukturen kann man verändern. Entsetzen über spektakuläre Taten allein hilft nicht. Die Verantwortung kann auch nicht nur auf die Jugendämter geschoben werden. Für ihre Kinder ist die Bürgergesellschaft auch selbst verantwortlich. Beispielsweise wenn es um die Verteilung von Armut und Reichtum geht.