Helmut Kohl Memoiren enden als teuerste Indiskretion aller Zeiten. Doch die lästerlichen Zitate, die nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren, sind nicht mehr aus der Welt zu schaffen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Anders als seine politische Ziehtochter Angela Merkel hatte Helmut Kohl stets einen Hang zum Monumentalismus. Mit seinen Memoiren wollte er sich selbst ein Denkmal setzen. Das ist gründlich schief gelaufen. Kohls Ghostwriter Heribert Schwan schlachtete auf eigene Rechnung eine Auswahl an lästerlichen Zitaten aus, die ihm der Altkanzler unter dem Siegel der Verschwiegenheit aufs Tonband gesprochen hatte. Es ging um Nieten und Nullen in der Union, um Merkels Tischmanieren und um den „Arsch des Propheten“, wo er Michail Gorbatschow verortete – Kohls Fußnoten zur Geschichte. Der hatte sich ausbedungen, selbst zu entscheiden, was davon öffentlich werden sollte. Die Herrschaft über den eigenen Nachruhm ist ihm entglitten.

 

Juristisch mag der Verrat (aus niederen, sprich: finanziellen Gründen) als Verletzung des Persönlichkeitsrechts zu werten sein. Das kommt Schwan & Co teuer zu stehen. Die Persönlichkeitsrechte des Altkanzlers sind offensichtlich mehr wert als die aller bisherigen Opfer bei vergleichbaren Indiskretionen. Es geht um Bimbes gegen Ehre, um es einschlägig auszudrücken. Wie abschätzig er über Weggefährten urteilte, rundet das Bild ab, das von Helmut Kohl bleibt. Seine Worte sind in der Welt. Sie lassen sich auch mit horrenden Summen nicht mehr einfangen.