Jetzt ist Schluss! Der VfB Stuttgart hat Bruno Labbadia mit sofortiger Wirkung entlassen. Das war unvermeidlich, weil Trainer und Verein nicht zueinander passten, kommentiert StZ-Sportchef Peter Stolterfoht.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Bernd Wahler wird in die Geschichte des VfB Stuttgart eingehen. So schnell hat bisher kein Präsident des Bundesligisten einen Trainer entlassen. Wahler hat diese Entscheidung noch vor seinem offiziellen Amtsantritt am 1. September getroffen. Und deshalb wird ihm bestimmt auch keiner seiner Nachfolger diesen Titel mehr streitig machen. Das ändert aber nichts daran, dass die Entlassung von Bruno Labbadia zwingend notwendig war. Die Mannschaft spielte in dieser Saison nicht nur erfolglos, sie legte bei der 1:2-Niederlage beim zuvor ebenfalls punktlosen FC Augsburg einen Offenbarungseid ab: Nichts geht mehr, so lautete am Sonntagabend das Fazit, das Bernd Wahler in ganz enger Absprache mit dem Sportvorstand Fredi Bobic zum Handeln veranlasste.

 

Es sind ja nicht nur die schlechten Auftritte der Mannschaft gewesen, die Bruno Labbadia nach zweieinhalb Jahren beim VfB den Job gekostet haben. Es sind auch die Auftritte von ihm selbst gewesen, die den neuen Präsidenten früh an einer vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Trainer zweifeln ließen. Während es Wahler schaffte, auf der Mitgliederversammlung Aufbruchstimmung unter den Fans und Mitgliedern zu erzeugen, schaffte es Labbadia, dieses neue Hochgefühl gleich wieder im Keim zu ersticken. Angesichts des Kaders sehe er wenig Grund zur Euphorie, meine der Trainer.

Wahler und Labbadia – da knallten Vision und Demotivation aufeinander. Aber auch zum VfB hat der Trainer nie wirklich gepasst – auch wenn sich Bruno Labbadia gleich zu Beginn seiner Stuttgarter Amtszeit im hohen Maße verdient um den Verein gemacht hat. Aus fast aussichtsloser Situation schaffte er mit dem Team den Klassenverbleib. Doch Dankbarkeit ist in der Bundesliga endlich. Zumal der Trainer einfach nicht mit dem Grundanspruch des Vereins in Einklang zu bringen war, verstärkt auf die eigenen Talente zu setzen. Labbadia setzte stattdessen auf altdeutsche Fußballwerte. Ihm widerstrebte es, junge Spieler früh eine Chance zu geben. Einen Auftritt in der Bundesliga, so seine Überzeugung, muss man sich über einen längeren Zeitraum verdienen. Harte Arbeit stellte er beim VfB über Talent. Die Herangehensweise des Gerechtigkeitsfanatikers ließ sich mit den Ansprüchen eines Ausbildungsvereins nicht vereinbaren. Und so führte kein Weg um die Entlassung herum.