Bruno Labbadia hat mit deutlichen Worten die Presse kritisiert. Keine Frage: wer einstecken muss, darf auch austeilen. Allerdings übersieht er, dass die Krise nicht in den Club hineingeschrieben wurde, sondern hausgemacht ist. Ein Kommentar von StZ-Sportchef Peter Stolterfoht.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Eines steht fest: es ist das gute Recht von Bruno Labbadia, seinen Unmut zu äußern – öffentlich und auch deutlich. Wer einstecken muss, darf auch austeilen. Bruno Labbadia lag auf der Pressekonferenz nach dem 2:2 gegen Bayer Leverkusen trotzdem in seiner Wortwahl daneben. Formulierungen wie „Arsch geleckt“ und „Fans aufwiegeln“ sind unangemessen. Man sollte jetzt aber auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, beim Druck, unter dem der Trainer eines Krisenclubs steht.

 

Bei seinem Rundumschlag gegen die Presse (Video von der Pressekonferenz), vor allem gegen die Stuttgarter Zeitung, liegt Labbadia deshalb daneben, weil er an der Sache vorbei schimpft. So überschätzt er die Medien und unterschätzt die Fans des VfB. Die Anhänger machen sich in der Regel ihr eigenes Bild vom Geschehen im Verein. Dazu schauen sie auch in die Zeitung, aber in allererster Linie auf das, was auf dem Spielfeld passiert. Und dies hat dem Großteil zuletzt nicht gefallen.

Die VfB-Krise ist hausgemacht

So einfach, wie das Bruno Labbadia darstellt, lässt sich das Stuttgarter Publikum nicht beeinflussen. Die Zuschauer verfolgen den Verein nämlich ebenso kritisch wie die Berichterstattung über ihn. Die Fans haben selbst gesehen, dass der Trainer die jungen Spieler lange Zeit außen vor gelassen hat. Und sie haben selbst gesehen, dass ausgerechnet der 19 Jahre alte Raphael Holzhauser der beste VfB-Spieler gegen Leverkusen gewesen ist. Das wirft Fragen auf. Eine sehr unpassende Antwort ist dann allerdings auch, wenn einzelne Zuschauer den Trainer anpöbeln, wie nach dem Spiel am Sonntagabend geschehen.

Eine fragwürdige Reaktion von Seiten des Vereins ist allerdings auch, dass der VfB seine Reihen schließen will, indem er die  Presse zum gemeinsamen Feindbild macht. So hieß der Manager Fredi Bobic den Polterauftritt des Trainers ausdrücklich gut. Ebenso ist Labbadias Abrechnung mit der Rückendeckung des Präsidenten Gerd Mäuser gehalten worden.

Eines sollten Bruno Labbadia, Fredi Bobic und Gerd Mäuser im Eifer des Gefechts nicht vergessen: auch diese Krise ist nicht in den VfB hineingeschrieben worden. Auch diese Krise ist hausgemacht.