Lafontaine hat bis zum Montag mit der Rückkehr in den Bundestag kokettiert und seine Partei in Unruhe versetzt. Sein Verzicht auf eine Bundestagskandidatur erspart den Linken eine Zerreißprobe, meint StZ-Redakteur Michael Trauthig.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Berlin - Oskar Lafontaine hat bis zum Montag mit der Rückkehr in den Bundestag kokettiert, sich damit ins Gespräch gebracht und seine Partei in Unruhe versetzt. Was treibt den Saarländer zu solchen Spielchen? Seine Eitelkeit und die Angst vor dem Bedeutungsverlust? Oder vertreibt er sich so die Langeweile, weil er als Fraktionsvorsitzender einer bedeutungslosen Oppositionspartei in einem Zwergenbundesland nicht ausgelastet ist? Wie dem auch sei. Der 69-Jährige ist ein trauriges Beispiel dafür, wie schwer es Politikern zuweilen fällt, rechtzeitig und würdevoll das Feld Jüngeren zu überlassen.

 

Dabei ist fraglich, ob die Linkspartei von einem Comeback Lafontaines überhaupt profitiert hätte. Zwar hätte seine Prominenz für mehr Aufmerksamkeit gesorgt. Gleichzeitig wäre aber das mühsam austarierte Personaltableau mit einem achtköpfigen Wahlkampfteam und einer doppelt besetzen Parteispitze aus der Balance geraten. Die leidlich beruhigten Flügelkämpfe zwischen West-Fundis, deren Galionsfigur Lafontaine ist, und Ost-Realos hätten wieder ausbrechen und sein Konflikt mit dem Fraktionschef Gregor Gysi erneut eskalieren können. Nun hat Lafontaine (vorerst) eingesehen, dass sein Verzicht auf persönliche Ambitionen der Partei am meisten hilft. Zumindest das verdient für den Moment Respekt.