Mit nur 24 Jahren das Karriereende anzukündigen, um sich nicht aufzureiben, ist ein bemerkenswerter Schritt, findet StZ-Autor Johannes Scharnbeck.

Stuttgart - Wenn auf Magdalena Neuners Internetseite unter der Rubrik „News“ Neuigkeiten über die Biathletin vermeldet werden, haben diese kaum eine besondere Brisanz. Dort wurde vor kurzem berichtet über einen Fan, der einen signierten Neuner-Ski gewann. Über ein Fotoshooting, das die 24-Jährige für ihre Sponsoren absolvierte. Oder über Neuners Gastauftritt in der Telenovela „Sturm der Liebe“. Doch die „News“, die am Dienstagmorgen verkündet wurde, hatte höchsten Nachrichtenwert: „Nach dieser Saison ist Schluss!“

 

In einem ausführlichen Brief teilte die Wallgauerin mit, dass sie ihre Karriere im nächsten Jahr beenden wird. Nach dem Höhepunkt dieses Winters, der Heim-Weltmeisterschaft in Ruhpolding. Im Alter von dann 25 Jahren. Neuner begründet das Ende ihrer Laufbahn damit, sie habe „das Gefühl , dass die Zeit reif ist für eine Veränderung“. Und dass sie „nach dem Sport etwas Neues, ganz Tolles“ erwarte. Ein weiterer Grund für ihren Rücktritt ist aber auch, dass sie bereits alles erreicht hat, was eine Biathletin erreichen kann. Sie ist Doppelolympiasiegerin, Rekordweltmeisterin mit zehn Titeln und zweifache Gesamtweltcupsiegerin.

Herber Verlust

Ihr Karriereende bedeutet für die beliebteste Wintersportart der Deutschen einen herben Verlust. Dennoch ist dieser Schritt – auch in seiner Konsequenz – nachvollziehbar. Neuner hat schon früh angekündigt, dass sie ihre Biathlon-Laufbahn nicht ausreizen will. Sie will sich nicht aufreiben in dem kannibalistischen Streben nach immer mehr Erfolgen. Und: sie will ein normales Leben führen.

Seit sie 2007 bei ihrer ersten WM Gold gewann und mit ihren bayerischen Sprüchen und dem ansteckenden Lachen als „Gold-Lena“ in die Herzen der Deutschen stürmte, wird sie von der Öffentlichkeit und von den Medien vereinnahmt. Ihr früher Rücktritt zeigt auch, dass sie das absolute Rampenlicht nicht braucht.

Es gibt nur wenige Sportler, die es sich leisten konnten, so früh abzutreten. Und die dies dann auch wirklich durchgezogen haben: die Skifahrerin Katja Seizinger etwa, oder die Schwimmerin Franziska van Almsick. Magdalena Neuner ist zuzutrauen, dass sie es ebenfalls schafft. Vielleicht setzt sie damit auch ein Signal an andere Athleten, mehr auf sich selbst zu schauen, statt bedingungslos nach Siegen zu hasten.