Die Diskussion über Managergehälter in Deutschland kommt in Wahlkampfzeiten vielen gerade recht. Die Vorschläge zur Regulierung bringen aber wenig und sind möglicherweise sogar gefährlich, kommentiert der StZ-Redakteur Klaus Dieter Oehler.
Frankfurt - Deutschlands Spitzenmanager geben sich bescheiden. VW-Chef Martin Winterkorn verzichtet auf fünf Millionen Euro, obwohl der Konzern ein Rekordergebnis erzielt hat. Martin Blessing von der Commerzbank will keinen Bonus, weil die Bank noch nicht da ist, wo sie sein sollte. Und auch der Co-Chef der Deutschen Bank, der ehemalige Investmentbanker Anshu Jain, soll aus freien Stücken darum gebeten haben, ihm zwei Millionen weniger zu zahlen.
Diese neue Bescheidenheit ist nicht etwa auf die Erkenntnis einzelner Manager zurückzuführen, dass sie bisher zu viel verdient hätten. Sie ist vielmehr das Ergebnis einer öffentlichen Diskussion, in der es um die Frage geht, wie viel ein angestellter Manager heute verdienen darf oder sollte. In der Schweiz hat sich die Mehrheit der Bevölkerung dafür ausgesprochen, dass dies künftig die Aktionäre entscheiden sollen. In Brüssel hat die EU-Kommission beschlossen, zumindest die Entwicklung der erfolgsabhängigen Vergütung zu deckeln. Und auch in Deutschland finden sich Befürworter beider Varianten.
Im Wahljahr kommt die Diskussion gerade recht
Natürlich kommt vielen eine solche Diskussion gerade recht. Schließlich waren es doch die Manager, die uns die Finanzkrise mit all ihren Folgen eingebrockt haben, allen voran die Banker. Daher, so denken sich etwa die Politiker, muss man sie jetzt stärker regulieren. So etwas kommt gut an, erst recht in einem Wahljahr. Doch die Ansätze zur Begrenzung von Managergehältern sind populistisch und wenig effizient.
Wenn künftig die Aktionäre über die Höhe der Vorstandsgehälter entscheiden sollen, dann wird das Ergebnis bei den meisten Unternehmen nicht anders ausfallen als bisher, denn auch im Aufsichtsrat sind in der Regel die großen Aktionäre vertreten. Dem Vorstand wird es egal sein, ob sein Gehalt von 100 oder nur von 80 Prozent der Aktionäre beschlossen wird. Die von Brüssel vorgesehene Deckelung der Bonuszahlung auf höchstens das Doppelte des Fixgehaltes greift ebenfalls nicht, denn gerade die größere Flexibilität ist ein gutes Steuerungsinstrument. Sollte die Begrenzung Gesetz werden, werden die Fixgehälter erhöht, die eigentlich erwünschte Beteiligung der Spitzenmanager an Erfolg und Misserfolg des Unternehmens wird zur Randnotiz.
Warum stehen Manager in der Kritik?
Was soll mit einer gesetzlichen Regelung der Vergütung denn überhaupt erreicht werden? Durch eine Beschneidung der Einkommen der oberen Führungsschicht wird die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter geschlossen. Der Frau oder dem Mann am Produktionsband geht es nicht besser, wenn der Vorstand weniger verdient. Es ist auch schwierig, ein genaues Verhältnis festzulegen, um wie viel das Gehalt des Vorstands höher sein darf.
Niemand macht sich Gedanken darüber, wie viel mehr die elf Kicker auf dem Spielfeld verdienen als diejenigen Fans, die in der Kurve mit ihren Schlachtgesängen die Mannschaft auf dem Rasen antreiben. Und warum darf in der Formel 1 ein Sebastian Vettel Millionen verdienen, ohne dass darüber eine rege Neiddiskussion entsteht?
Die Manager aber, ob angestellt oder selbstständige Unternehmer, die dafür sorgen, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland so niedrig ist wie selten zuvor, die einen Anteil daran haben, dass die deutsche Wirtschaft so stark ist, dass die Bevölkerung die seit mehr als fünf Jahren anhaltende Krise besser übersteht als viele unserer europäischen Nachbarn, stehen in der Kritik. Die Bescheidenheit der Spitzenmanager ist daher auch der Versuch, eine gesetzliche Regelung zu verhindern. Denn selbst wenn in den derzeit unsicheren Zeiten eine Regulierung durchaus sinnvoll ist, so könnte sie sich in wirtschaftlich besseren Zeiten als Bumerang erweisen. Langfristig könnte eine Beschränkung der Managergehälter zu einer Schwächung der Wettbewerbssituation in Europa führen.