Die Kanzlerin Angela Merkel zeigt Härte gegenüber Putin, setzt ihre Hoffnungen aber weiterhin auf Diplomatie. Dieser Balanceakt birgt Risiken – auch für sie persönlich, kommentiert StZ-Redakteur Armin Käfer.
Berlin - Angela Merkel ist kein Falke in dem neuen Kalten Krieg mit Russland, zu dem sich die Krim-Krise auswachsen könnte. Sie droht Moskau mit weiteren Sanktionen, falls das imperiale Gehabe gegenüber der Ukraine kein Ende haben sollte. Die Sprache ihrer Regierungserklärung, die als Botschaft an den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu verstehen ist, klingt hart und schroff wie nie zuvor. Aber die Kanzlerin hält es mit der Bibel. „Wer Ohren hat zu hören, der höre“, heißt es im Matthäus-Evangelium. Putin könnte aus Merkels Worten neben Drohungen auch diplomatische Offerten heraushören. An einer Eskalation der Krise kann Deutschland so wenig Interesse haben wie Russlands unmittelbare Nachbarn.
Die Kanzlerin spielt in diesem Konflikt eine Schlüsselrolle: Es geht vorrangig um europäische Belange, und sie hat das größte Gewicht in diesem Machtpoker. Niemand kennt Putin länger und besser als sie. Kein anderes Land ist stärker mit der russischen Wirtschaft verwoben – und mehr von russischen Rohstoffen abhängig. Merkels Kapital war bisher ihr Erfolg als Krisenmanagerin. Die Bürger honorierten bei der letzten Wahl ihr Geschick als Deutschlands Schutzpatronin in schwierigen Zeiten. Dieses Renommee ist in Gefahr. Wohin ihr Balanceakt zwischen Härte und Diplomatie führt, ist völlig ungewiss.