Der niederländische Untersuchungsbericht zum Absturz von MH17 in der Ukraine ändert nichts an den Spekulationen über die Schuldigen, kommentiert StZ-Reakteur Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Wir leben in einer Zeit mit ziemlich hohem Tempo. Wir sind es gewohnt, schon sehr kurz nach einem Ereignis mit Analysen, Hintergründen und Bewertungen des Geschehens konfrontiert zu werden. Wir sind dementsprechend verwundert, dass knapp zwei Monate nach dem Absturz des malayischen Flugzeuges mit der Flugnummer MH17 ein Zwischenergebnis vorgelegt wird, das zu dem Schluss kommt, die Maschine sei technisch völlig in Ordnung gewesen. Das stand ja nicht zur Debatte. Von einem Abschuss ist nirgends auf den 34 Seiten die Rede, auch wenn der Verdacht nahe gelegt wird. Das hatte man schon immer geahnt. Wer geschossen hat, das wollte man wissen. Darauf gibt der Bericht keine Antwort.

 

All die Spekulationen und Theorien, die mal den Separatisten die Schuld geben und mal Zweifel an dieser Darstellung nähren, werden weder bestätigt noch ausgeräumt. Wer die pro-russische Miliz für den Schuldigen am Tod von 298 Menschen hält, der kann das weiter tun. Wer die Verantwortung aufseiten der Ukraine sieht, muss seine Meinung nicht ändern. Ob der Abschlussbericht in einem Jahr daran etwas ändert, ist unklar. Das ist nicht befriedigend. Aber was sollen erst die Angehörigen von mehr als 100 Toten sagen, deren Leichen noch immer nicht gefunden oder identifiziert worden sind?