Mieter- und Hausbesitzerverein sehen keine Anzeichen dafür, dass mit dem Möblieren von Wohnungen massenhaft die Mietpreisbremse ausgehebelt würde. Das ist gut so, meint unser Redakteur Josef Schunder im Kommentar, der Ruf der Mietpreisbremse sei aber längst aus anderen Gründen lädiert.

Stuttgart - Die Vermieter umgehen die Mietpreisbremse, indem sie ein paar Möbel in die Wohnung stellen und dafür saftige Zuschläge verlangen? Was da in den letzten Tagen durch die Medienlandschaft geisterte, hörte sich alarmierend an. Denn Wohnungen sind in Stuttgart und anderswo ein äußerst rares Gut und oft sehr teuer zu bezahlen. Daher wäre es katastrophal, wenn die Vermieter nun auf breiter Front versuchen würden, noch einmal kräftig abzusahnen.

 

Indes, ein Massenphänomen scheint der Missbrauch des Zuschlags für die Möblierung – noch – nicht zu sein, sonst würde auch der Stuttgarter Mieterverein ganz anders aufschreien. Dass die Tricksereien am Rande oder jenseits des Gesetzes immer wieder vorkommen, muss natürlich angenommen werden. Wo es Möglichkeiten gibt, finden sich auch Nutzer. Das kann man manchmal an seinem eigenen Wohnort beobachten.

Die Diskussionen über Korrekturen wird beflügelt

Brisanz bergen die Zahlen, die das Forschungsinstitut Empirica verbreitet hat, auf jeden Fall. Die Rolle, die die möblierten Wohnungen auf dem Wohnungsmarkt spielen, ist lange unterschätzt worden. Immer öfter kommen Zimmer mit Mobiliar zur Vermietung, womit der Wohnungsbestand tendenziell teurer wird. Die Gesellschaft und die Beschäftigten sind in Zeiten der Globalisierung mobiler geworden. Viele Arbeitnehmer oder Freiberufler wohnen in den Großstädten auf Zeit. Für diesen Bedarf, auf den sich viele ehrliche Vermieter mit erhöhtem Verwaltungs- und Vermietungsaufwand einstellen, bezahlen die Nutzer höhere Mieten. Das ist – jenseits der wahrscheinlich begrenzten Missbrauchsfälle – ein Marktmechanismus. Für Wohnungssuchende, die leere (und günstigere) Wohnungen suchen, droht der Markt dadurch allerdings noch enger und tendenziell auch teurer zu werden.

Die Hinweise von Mieterverein und Hausbesitzerverein, dass sie nicht recht an massenhafte Tricksereien mit möblierten Wohnungen glauben, nützen der Reputation der Mietpreisbremse übrigens nicht. Ihr Ruf ist ohnehin längst stark lädiert. An ihrem Nutzen gab es seit der Einführung vor gut einem Jahr schon aus vielen anderen Gründen Zweifel bei den Mieter- oder Hausbesitzervertretungen und den Wohnungsmarktexperten. Die Diskussion über Korrekturen wird aber beflügelt.