Bayer kann Monsanto übernehmen und muss vor allem darauf achten, dass der eigene Ruf nicht Schaden nimmt.

Frankfurt - Manchmal irren sich auch Experten. Bayer werde sein Angebot auf mehr als 130, vielleicht bis 135 Dollar je Aktie erhöhen müssen, hieß es vor gut einer Woche, als der Leverkusener Konzern sein Angebot für den US-Agrarmittelhersteller Monsanto auf 127,50 Dollar aufgestockt hat. Nun sind es 128 Dollar und der Deal ist – bis auf die Zustimmung der Kartellbehörden – perfekt. Trotzdem ist das Geschäft mit rund 66 Milliarden US-Dollar die größte Übernahme, die je ein deutsches Unternehmen getätigt hat.

 

Aber es ist nicht nur die größte, sondern auch eine der umstrittensten Entscheidungen. Schon bevor der Deal perfekt war, veröffentlichten Umweltschützer eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid: Demnach befürchten 70 Prozent der Bundesbürger negative Auswirkungen durch Monsanto. Mehr Gentechnik und das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat seien zu erwarten. Glyphosat steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Dennoch ist der neue Bayer-Chef Werner Baumann davon überzeugt, mit diesem tiefen Griff ins Portemonnaie eine gute Sache gestartet zu haben. Gut ist, dass Bayer zusammen mit Monsanto zum weltgrößten Saatguthersteller wird. Angesichts der Fusions- und Übernahmewelle in dieser Branche ist Größe ein Vorteil. Es ist auch keine Frage, dass der Weltmarkt für alle Produkte rund um die Lebensmittelerzeugung angesichts einer weiter wachsenden Weltbevölkerung steigen wird. Auf der anderen Seite fallen die Getreidepreise, und die politische und wirtschaftliche Lage in vielen Schwellenländern ist instabil – das ist der Hauptgrund für die aktuelle Fusionsbereitschaft der Konzerne.

Schon heute wird der Markt von wenigen Konzernen beherrscht. Es dürfte den Wettbewerbshütern schwerfallen, Bayer die Monsanto-Übernahme zu untersagen, wenn man bei anderen (Syngenta, Dupont) zustimmt. Auch wenn es den Umweltschützern nicht gefällt: Ohne die Fusion würden einige Produkte, die aus ihrer Sicht verzichtbar wären, trotzdem hergestellt – nur dann eben nicht von einem deutschen Unternehmen. Am Ende kann man vielleicht eines Tages sogar stolz darauf sein, wenn ein deutscher Konzern mal wieder auf einem Gebiet Weltmarktführer ist. Vielleicht gelingt es Bayer ja sogar, das schlechte Image von Monsanto durch kluge Entscheidungen zu korrigieren.