Neonazis in Göppingen: für viele bis ins Rathaus und in das Polizeipräsidium hinein ist das bisher eine Marginalie gewesen. Für sie sind die Ermittlungen des Landeskriminalamtes ein Paukenschlag, meint StZ-Redakteur Eberhard Wein.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Die Razzia des Landeskriminalamts (LKA) gegen die Autonomen Nationalisten ist ein Paukenschlag gewesen, und zwar nicht nur für die vier Neonazis, die jetzt in Untersuchungshaft sitzen, sondern auch für viele im Rathaus und im örtlichen Polizeipräsidium, die die rechtsextremistischen Umtriebe unterschätzt haben. Manipulierte Bremsen am Auto des Linken-Stadtrats Christian Stähle? Naja, der erzählt viel. Eine Morddrohung gegen den Sprecher des Bündnisses Kreis Göppingen nazifrei, Alex Maier? Ein Böse-Buben-Streich.

 

Noch wenige Tage vor der Razzia hatte der Oberbürgermeister Guido Till (CDU) erklärt, es gebe nur einen einzigen bekannten Rechts-Aktivisten in Göppingen. Die Hausdurchsuchungen und Festnahmen zeigen nun, dass das LKA das Göppinger Naziproblem wesentlich ernster nimmt.

Seit fünf Jahren arbeiten die Autonomen Nationalisten daran, Göppingen nach dem Vorbild manch einer ostdeutschen Stadt zu übernehmen. „NS-Zone“ und „Göppingen ist unsere Stadt“ heißt es auf Aufklebern, die immer wieder kursieren. Dazu wird es nie kommen. Es ist aber wichtig, dies immer wieder deutlich zu machen.