Der Grünen-Agrarminister Cem Özdemir will Kinder besser vor Werbung für ungesunde Lebensmittel schützen. Der Vorschlag ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Die Reaktionen von Industrie und FDP auf den Vorschlag von Agrarminister Cem Özdemir folgen bekannten Reflexen. Dessen Vorstoß, Werbung für ungesunde Lebensmittel zu beschränken, sei ein Ausdruck grünen Verbotswahns, schimpfen die Kritiker. Die Debatte über den Veggie-Day vor bald zehn Jahren lässt grüßen.

 

Nur einer von mehreren Bausteinen

Doch Özdemir geht es gar nicht um ein Verbot bestimmter Lebensmittel. Er will nur verhindern, dass die Industrie mit ihrer Werbung für Süßkram, Chips & Co. weiterhin gezielt Minderjährige anspricht. Angesichts einer wachsenden Zahl übergewichtiger Kinder und der damit verbundenen Gesundheitsprobleme und -kosten ist dieser Ansatz richtig. Natürlich haben auch die Eltern und das Umfeld großen Einfluss auf das kindliche Essverhalten. Wenn Papa und Mama jeden Abend vor dem Fernseher Chips futtern, wird sich der Nachwuchs nicht so leicht davon abhalten lassen. Ein auf Kinder konzentriertes Werbeverbot wäre daher nur einer von mehreren Bausteinen für gesünderes Essen, hätte aber eine wichtige Signalfunktion.

Niederschwelliger Eingriff

Andere Länder sind bei der Reglementierung ungesunder Nahrung deutlich konsequenter und besteuern beispielsweise zuckerreiche Produkte höher. Özdemirs Vorschlag wäre im Vergleich dazu ein sehr niederschwelliger Eingriff. Die gesellschaftlichen Kosten ungesunder Ernährung trägt die Allgemeinheit. Daher ist es richtig, die Hersteller mit in die Verantwortung zu nehmen. Das müsste eigentlich auch der FDP einleuchten, die sonst so gerne das Verursacherprinzip hoch hält.