Wer sein Organ spenden will, muss sicher sein können, dass damit nicht gehandelt wird. Für Menschen, die auf ein Organ warten, ist es eine bittere Erkenntnis, dass es wohl lange dauern wird, bis Spender wieder Vertrauen gefasst haben, meint Hilke Lorenz.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Stuttgart - Es ist ja ohnehin nur ein Minimalkompromiss, auf den sich die Parteien bei der Neufassung des Organspendegesetzes einigen konnten. Wer nach seiner Bereitschaft zur Organspende gefragt wird, kann sich – muss sich aber nicht – erklären. Es ist der Versuch, Zweiflern die Hand zu reichen. Nun aber droht ein schlimmer Verdacht gegen einen einzelnen Mediziner, alle grundsätzlichen ethischen, religiösen und philosophischen Abwägungsversuche zu einer fast zu vernachlässigenden Denksportaufgabe zu degradieren. Wenn sich bewahrheitet, dass im Transplantationszentrum der Uni Göttingen Organe meistbietend an vermögende Empfänger vergeben worden sind, stellt das einen Flurschaden ohnegleichen dar.

 

Niemand ist so naiv zu glauben, die Gesundheitsversorgung folge nur uneigennützigen Motiven. Natürlich geht es auch um Rentabilität. Dass nun aber die ethisch hochkomplexe Organspende, die vom Vertrauen in das Regelwerk der nicht manipulierbaren Vergabe lebt, schlimmste Krimiklischees bedient, ist fatal. Das ist Verrat am medizinisch Möglichen. Wie viele Tage der Organspende müssen ins Land gehen und wie grundsätzlich muss das System umgebaut werden, bis potenzielle Spender wieder Vertrauen fassen? Für Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, ist das eine bittere Erkenntnis.