Porsche-Aktionäre müssen zittern. Der Holding droht ein schmerzhafter Aderlass. Kläger fordern Schadenersatz in Milliardenhöhe, weil sie sich getäuscht sehen, schreibt StZ-Redakteur Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Porsche-Aktionäre brauchen starke Nerven. Jahrelang zählten sie zu den glücklichen Gewinnern unter den Anlegern, kletterte der Kurs der Aktie in atemberaubende Höhen. Doch die vergangenen Jahre waren bereits alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Der frühere Vorstandsvorsitzende Wendelin Wiedeking hatte die Holding nach einer erfolgreichen Sanierung und dem Wiederaufstieg des Autobauers Porsche an den Rand des Ruins gebracht, als er VW mit waghalsigen Finanzgeschäften erobern wollte.

 

Die meisten Risiken sind beseitigt worden, seit VW bei Porsche das Sagen hat. Die Holding hat ihre Schuldenlast abgebaut und die Mitarbeiter des Automobilbauers Porsche können zuversichtlich in die Zukunft blicken. Seit VW den Stuttgarter Autobauer komplett übernommen hat, ist er gerettet. Die Flut der juristischen Auseinandersetzungen, die Wiedeking nach der gescheiterten Übernahmeschlacht ausgelöst hat, kann dem Autobauer finanziell nicht mehr schaden. Allerdings ist es für das Image der Nobelmarke nicht gerade förderlich, wenn der Name Porsche nicht nur für tolle Sportwagen steht, sondern auch Schlagzeilen mit Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe, mit Kreditbetrug, Untreue oder Täuschung macht.

Das rettende Ufer erreicht

Anders als für den Autobauer Porsche könnte Wiedekings Machtkampf für die Porsche-Aktionäre noch bittere Konsequenzen haben. Die drohenden Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe haben schon verhindert, dass die Stuttgarter Holding, die einst die Machtzentrale Wiedekings werden sollte und heute eigentlich überflüssig ist, im vergangenen Jahr mit VW verschmolzen wurde.

Damit hätten auch die Porsche-Aktionäre das rettende Ufer erreichen können, doch VW durfte die eigenen Aktionäre nicht dem Risiko aussetzen, für den Schaden zahlen zu müssen, den Wiedeking angerichtet hat. Die Porsche-Aktionäre müssen weiter zittern, denn der Holding droht ein schmerzhafter Aderlass, wenn verärgerte Spekulanten ihre Forderungen vor Gericht durchsetzen können. Freuen können sich nur die Anwälte. Ihnen bringt die Klagewelle mitten in der Schuldenkrise ein prächtiges Konjunkturprogramm.