Die brüsken Sparankündigungen von Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke sorgen beim Stuttgarter Autobauer für Zoff. Doch sie sind auch ein Signal, dass Porsche nicht in den Sparstrudel von VW kommen will, meint StZ-Redakteur Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Sowohl VW als auch Porsche sind eigentlich immer sehr stolz auf eine gute Sozialpartnerschaft – doch derzeit lässt das Betriebsklima sowohl in Wolfsburg als auch in Stuttgart etwas zu wünschen übrig. VW-Konzernchef Martin Winterkorn hat vor kurzem in einer Brandrede die kümmerliche Rendite der Kernmarke VW angeprangert und ein schmerzhaftes Sparprogramm angekündigt. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh ging darauf zum Gegenangriff über und startete prompt eine Generalattacke auf das Management, das seine Hausaufgaben nicht mache und für die Gewinnmisere verantwortlich sei. Die Belegschaft werde keinesfalls für die Fehler der Führungskräfte bluten, stellte Osterloh klar.

 

Genauso brüsk reagiert Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück auf Gedankenspiele von Finanzvorstand Lutz Meschke, die Steinkühler-Pause für Bandarbeiter zu opfern, um die Rendite zu verteidigen. Meschke müsste Hück eigentlich gut genug kennen, um zu wissen, dass solch ein Ansinnen auf den für seine Kraftausdrücke bekannten Betriebsratschef wirkt wie ein rotes Tuch auf den Stier. Denn die Steinkühler-Pause ist ein wichtiges Symbol für einen großen Erfolg der IG Metall im Kampf um mehr Menschlichkeit bei der monotonen Fabrikarbeit.

Sind die Ankündigungen ein Signal an VW?

Eigentlich sollte man meinen, dass Porsche einen solchen verbalen Schlagabtausch in den Sommerferien nicht nötig haben sollte – schließlich ist der Sportwagenbauer der profitabelste Autohersteller der Welt. Zu dieser einzigartigen Ertragskraft hat auch beigetragen, dass die Arbeitnehmerseite und das Management an einem Strang gezogen haben. So hat man es beispielsweise durch eine höhere Produktivität geschafft, die Arbeitszeit in Zuffenhausen auf 34 Stunden in der Woche zu verkürzen, ohne dass die Kosten stiegen. Und es ist noch nicht lange her, dass Personalvorstand Thomas Edig in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Betriebsratschef erläuterte, wie Porsche den Beschäftigten etwa mit einem Sabbatical mehr Spielraum bei der Gestaltung der Arbeitszeit gibt.

Doch vielleicht ist die forsche Ankündigung des Finanzvorstands auch ein Wink an Wolfsburg. Vielleicht will Porsche verhindern, in den Sparstrudel von VW hineingezogen zu werden und den Konzernoberen signalisieren: Wir brauchen keine Sparbefehle aus Wolfsburg.