Der Schalke-Trainer verkündet seinen Rücktritt. Ralf Rangnick ist der erste Bundesligatrainer, der sein Mentalproblem offen anspricht.

Gelsenkirchen - Der Spitzensport ist nur ein Spiegelbild der Gesellschaft. Schneller, höher, weiter, Augen zu und durch - das sind die Vorgaben für alle, die Karriere machen wollen. Wenn es um immer mehr Geld geht, steigt der Druck auf die Akteure automatisch. Stark muss man da sein, um jeden Preis. Solche Gesetze gelten in der Politik, der Wirtschaft, der Kunst, der Kultur. Warum also nicht auch im Fußball?

 

Womit wir bei Ralf Rangnick sind. Er war bereits öfter ein Vorreiter, etwa als es vor einigen Jahren in Deutschland darum ging, das international längst etablierte Spielsystem mit der Abwehrviererkette einzuführen. Jetzt ist er seinem Ruf erneut gerecht geworden. Rangnick ist der erste Bundesligatrainer, der sich öffentlich dazu bekennt, dass er mit den Kräften am Ende ist. Das verdient Respekt.

Denn er stellt sich einem Problem, das schon manche Kollegen verdrängten. Ihr Ausweg war häufig die Flucht in den Alkohol - wie bei Branko Zebec, der diesen Rausch 1988 nicht überlebte. Vergleichbar tragische Fälle gibt es speziell im Showbusiness, aber auch in Wirtschaft und Politik. So tickt diese Gesellschaft. Wehe dem, der eine Schwäche zeigt. Aber vielleicht hat der Vorreiter Rangnick jetzt ja wieder einmal das richtige Zeichen gesetzt.