Dass eine Universität eine Persönlichkeit, die sich um ihre Belange verdient gemacht hat, mit einem Titel belohnt, ist durchaus üblich. Es lohnt sich aber, vorher darüber nachzudenken, welche Wirkung eine solche Ehrung erzeugt, meint StZ-Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Dass eine Universität eine Persönlichkeit, die sich um ihre Belange verdient gemacht hat, mit einem Titel belohnt, ist durchaus üblich. Es lohnt sich aber, vorher darüber nachzudenken, welche Wirkung eine solche Ehrung erzeugt. Kurzum: es verwundert, dass die Uni Stuttgart dem Bahnchef Rüdiger Grube ausgerechnet jetzt den Titel eines Ehrensenators verliehen hat. Und zwar für seine besonderen Verdienste um die ideelle und materielle Förderung der Uni Stuttgart.

 

Grube mag in Person, aber natürlich auch über das Unternehmen Bahn die Uni „durch Rat und Tat wiederholt und uneigennützig gefördert“ haben und dies erwartungsgemäß auch künftig tun, wie es für den Träger eines Ehrensenatortitels vorausgesetzt wird. Aber Grube ist eben nicht nur Lehrbeauftragter. Er ist in der Öffentlichkeit vor allem der Mann, der das Bahnprojekt Stuttgart 21 als Verantwortlicher vorantreibt – und damit auch die Symbolfigur für den Teilabriss des von Paul Bonatz erbauten Hauptbahnhofs. Dass der Ehrensenator Grube nun aber fast in einer Reihe mit dem Ehrenbürger Bonatz steht, mutet nicht nur dessen Enkel Peter Dübbers seltsam an. Denn die Ehrung ist auch ein politisches Statement. Dies wird gerade in der Heimat von Stuttgart 21 und dem Protest gegen das Bahnprojekt genau registriert.

Und wenn in so einer heiklen Gemengelage der Festredner auch noch ausgerechnet zum Thema „Wasser – die kritische Ressource des 21. Jahrhunderts“ sprechen soll, dann stellt sich schon die Frage, was sich die Uni dabei gedacht hat. Denn es gibt in dieser Stadt ein paar Reizworte, die praktisch Garanten sind für Proteste. Man muss schon im Elfenbeinturm sitzen, um dies nicht mitzubekommen.