Wenn die nun durchgesickerten Kosten von zehn Milliarden Euro, die der Bundesrechnungshof für Stuttgart 21 veranschlagt, eine realistische Prognose sind, lässt sich eine Umstiegsdebatte nicht verhindern. Die Bahn muss in die Offensive gehen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Es ist keine Woche her, dass Bahn-Infrastrukturvorstand Volker Kefer mit den Stuttgart-21-Partnern von Land, Stadt und Region beim Lenkungskreis zusammengesessen ist. Dabei versicherte der Bahn-Manager, die Neuordnung des Stuttgarter Bahnknotens sei auch beim Eintreten aller absehbaren Risiken – wie etwa einer um zwei Jahre verspäteten Inbetriebnahme – im Finanzierungsrahmen von 6,5 Milliarden Euro zu realisieren. Wenn nun der Bundesrechnungshof aber in einer vorläufigen Einschätzung intern davon ausgeht, dass das Projekt am Ende bis zu zehn Milliarden Euro kostet, droht das gerade mühsam gekittete Verhältnis zwischen Kefer auf der einen Seite und Stuttgarts OB Fritz Kuhn sowie Verkehrsminister Winfried Hermann auf der anderen Seite abermals Schaden zu nehmen.

 

Die Bahn muss ihre Kalkulation offen legen

Viel schwerer als der Vertrauensverlust würde für die Projektbefürworter und die Bahn aber der Umstand wiegen, dass sich bei den nun im Raume stehenden Summen eine Um- oder Ausstiegsdiskussion kaum vermeiden lässt. Die S-21-Gegner haben die richtige Vorahnung gehabt und arbeiten längst an Alternativszenarien. Will die Bahn ihnen den Wind aus den Segeln nehmen, bleibt ihr nichts anderes übrig, als die bisher sorgsam gehüteten Kalkulationen öffentlich zu machen – und sie glaubwürdig zu erklären, denn Klarheit ist nötig.