Mit der Freilassung von Nadija Sawtschenko versucht der Kreml zu reparieren, was aus seiner Sicht völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Eine generelle Umkehr der Ukraine Politik ist damit nicht verbunden, kommmentiert StZ-Redakteur Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Kiew - Man könnte auf den Gedanken kommen der da heißt: Ende gut, alles Gut. An Stelle von 22 Jahren Lagerhaft ist die ukrainische Kampfpilotin Nadija Sawtschenko gut zwei Monate nach dem Urteil gegen sie wieder zu Hause. Dort war sie in Abwesenheit bereits ins Parlament gewählt worden, hat Heldenorden erhalten. Doch die Realität ist weit von Ende gut – alles Gut entfernt. Der Leidensweg der jungen Frau mag beendet sein. Der Konflikt in Osten Europas ist es nicht. Und das Einlenken Russlands im Falle von Sawtschenko ist kein Hinweis darauf, dass Moskau die bisher verfolgte Politik grundsätzlich überdenkt.

 

Wackelige Ankklage, lachhaftes Urteil

Der Kreml versucht schlicht zu reparieren, was aus seiner Sicht völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Die Justiz in Russland neigt nicht dazu, den Wünschen der Macht ablehnend gegenüber zu stehen. Auf die mehr als wackelige Anklage gegen die Pilotin folgte so ein Urteil, das selbst für russische Verhältnisse eine ganz besondere Farce darstellt. Das räumten selbst dem Kreml gewogene Geister ein. Russland hat die Symbolkraft der immer wieder hungerstreikenden Kampfpilotin schlicht unterschätzt. Nun wurde die Reißleine gezogen. Als einzige Stichelei bleibt, Sawtschenko einen Tag nach dem Amtsjubiläum des ukrainischen Präsidenten nach Hause zu schicken, auf dass sich dieser nicht in ihrem Glanz sonnen mag. Auch das ist schief gegangen.