Die Bilanz von „Schöne Aussicht“ fällt positiv aus. Das Konzept des Festivals ist klug, die Stücke bereichern das Jugendtheater inhaltlich und erreichen das Publikum, meint StZ-Redakteurin Adrienne Braun.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Man kennt das: am Ende ist die Hexe tot, das Biest überwältigt, der Feind erstochen und das Königreich gerettet. Das Gute hat gesiegt, und der Held bekommt die Prinzessin. So schaut die Welt der Märchen aus, aber auf solch simplem Schema basieren auch heute noch die meisten Filme und populären Bücher. Aber das Leben ist komplizierter und komplexer. Wie wohltuend waren da die Gastspiele der „Schönen Aussicht“, die um die Widersprüche und Abgründe des Menschen wissen, die nichts mehr mit Rollenklischees und überkommenen Stereotypen zu tun haben. Das ist Theater für eine moderne und wache Gesellschaft. Das ist Theater, das bereichert.

 

Bei den bestens besuchten Vorstellungen der „Schönen Aussicht“ konnte man erleben, dass dieses neue Theater die Zuschauer erreicht und bewegt. Es kamen Kindergartengruppen und Schulklassen, es kamen Eltern und Großeltern mit dem Nachwuchs, aber die „Schöne Aussicht“ ist in erster Linie doch ein Festival für die Theaterfachleute.

Das ist gut so. Es ist klug konzipiert, dass parallel zum internationalen Festival auch die Kolleginnen und Kollegen aus Baden-Württemberg vor Ort sind und die Gastspiele anschauen können. So ist die „Schöne Aussicht“ nicht nur ein kurzes Feuerwerk, das schnell verpufft, es werden zudem die zukunftsweisenden Ansätze ins Land getragen. Damit eines Tages vielleicht endgültig die bösen Hexen und tollen Helden verschwunden sind und das Kinder- und Jugendtheater endgültig im Hier und Jetzt angekommen ist. Die Gegenwart ist nämlich keineswegs schwarz oder weiß, sondern kunterbunt. Sie ist nicht gut oder böse, sondern fast immer beides.