Glaubwürdigkeit sieht anders aus: Der Kandidat Sebastian Turner manövriert sich in der Diskussion um das umstrittene Werbeplakat immer mehr in eine Sackgasse, meint Achim Wörner.
Stuttgart – Sebastian Turner - , der offizielle Kandidat der CDU bei der Oberbürgermeisterwahl, redet gerne vom „Miteinander“ in einer angeblich durch die Auseinandersetzungen rund um Stuttgart 21 gespaltenen Stadt. Eben diese Botschaft transportiert er just auch auf dem umstrittenen Großplakat hinter dem Hauptbahnhof, mit dem er Werbung in eigener Sache machen möchte. Doch schwer in die Defensive geraten, legt der Unternehmer ganz andere Qualitäten an den Tag. Da lässt der Bewerber seine Wahlkampfmanager nämlich kräftig austeilen gegen Journalisten – und auch die politischen Gegner.
Dabei wäre ein wenig Selbstkritik durchaus angebracht in einer Sache, die mehr als nur delikat erscheint, die politischen Sprengstoff birgt – und die ein kommunikatives Desaster darstellt. Denn sowohl der CDU-Kreischef Stefan Kaufmann als auch Turners Sprecher Stephan Schorn waren es, die am Freitag noch das Geschenk des umstrittenen Plakatwerbers Ilg eingeräumt hatten. Jenes Firmenchefs, der in engen Geschäftsbeziehungen zu der Stadt steht, die Turner einmal führen will.
Glaubwürdigkeit sieht anders aus
Erst am Wochenende wurde dann plötzlich – und erst auf Nachfrage – ein anderer Sponsor aus dem Hut gezaubert. Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Dies zumal bei Turner selbst, der sonst keine Gelegenheit auslässt, umgehend Richtigstellungen zu fordern, sofern er sich falsch dargestellt fühlt, bei alledem völlig auf Tauchstation geblieben ist. Aussitzen heißt wohl die Devise.
Damit macht es sich Turner zu einfach. Und dies gilt im Übrigen auch für seine Verteidigungsstrategie. Ganz offenbar hat er nicht verstanden, dass der konkret in Rede stehende Werbewert des Plakates nicht der Kern des Problems ist. Vielmehr steht grundsätzlich seine Unabhängigkeit in Frage, wenn er sich – als potenzieller neuer Rathauschef – über Gebühr mit Unternehmen einlässt, die in Zukunft konkrete Erwartungen an die Stadt haben. Oder ist das die neue Form des „Miteinander“?