Generationswechsel: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten besteht die Chance, dass sich Italiens Politik nicht nur um Silvio Berlusconi und seine Eskapaden dreht, kommentiert StZ-Italienkorrespondent Paul Kreiner.

Rom - Italiens Regierung ist vorerst gerettet. Darin besteht die gute Nachricht – für das Land wie für Europa. Enrico Letta und seine junge und engagierte Mannschaft sind vertrauenswürdig. Sie könnten ein neues Kapitel italienischer Politik schreiben, indem sich zum ersten Mal seit zwanzig Jahren nicht alles um Silvio Berlusconi, sondern um die Sache dreht. Aber ohne Parlament ist auch eine solche Regierung machtlos. Selbst wenn es den Dissidenten im Volk der Freiheit gelingen sollte, sich von Berlusconi abzunabeln, ist Lettas Mehrheit nur auf dieser Seite gerettet. In seiner eigenen Partei, bei den Sozialdemokraten, toben Personalkämpfe um Führerschaft und Spitzenkandidatur, die sich jederzeit auch gegen die Regierung richten können – insbesondere dann, wenn die ehrgeizigen Prätendenten meinen, angesichts der momentanen Schwäche des Allzeitgegners Berlusconi nun Neuwahlen anzetteln zu müssen.

 

Nur wenn PDL-Dissidenten und Sozialdemokraten einen „Pakt für Italien“ verabreden und endlich Ruhe in die Koalition bringen, lässt sich Erfolg erwarten. Dann vollzieht sich der überfällige Generationswechsel automatisch. Und die Dauerfrage Berlusconi erledigt sich von selber.