Anfängerfehler oder Absicht: eine jetzt gefundene Software zur Überwachung privater Computer dürfte es so nicht geben.

Stuttgart - Die Empörung im Internet ist groß. Doch unter die Schimpfkanonaden auf staatliche Behörden mischt sich auch die eine oder andere Skepsis. Ist das Ganze ein übler Scherz? Ist das Stück Software, das der Chaos-Computer-Club jetzt analysiert hat, tatsächlich eine staatliche Überwachungssoftware? Wenn es denn so ist, dann darf man getrost Dilettantismus diagnostizieren - nicht nur bei den Programmierern, sondern auch bei der Kontrolle durch den Auftraggeber.

 

Aus einer Software herauszulesen, was sie eigentlich tut, ohne den Quellcode zur Verfügung zu haben, ist nicht ganz einfach. Aber die Hacker des CCC haben den staatlichen Trojaner sogar in Betrieb nehmen können. Was der CCC kann, können aber auch professionelle Kriminelle, die im Internet auf die Jagd nach schlecht gesicherten Computern gehen.

CCC-Hacker haben eine Universal-Lauschsoftware gefunden

Die Analyse des CCC lässt deshalb nur den einen Schluss zu: Selbst wenn diese Software bisher nur zu dem eingesetzt worden ist, was das Bundesverfassungsgericht erlaubt, hat sie die Vorschriften des Gerichts verletzt. Denn es kann keine Rede davon sein, dass, wie die Richter gefordert haben, technisch sichergestellt ist, dass nur mitgelesen wird, was mitgelesen werden darf. Die CCC-Hacker haben eine Universal-Lauschsoftware gefunden, die zu mehr und Schlimmerem genutzt werden kann - und die zu allem Überfluss auch noch erschreckend unprofessionell gemacht ist.

Bei ihrer Steuerzentrale, bezeichnenderweise einem Server in den USA, meldet sich die Software mit "C3PO-r2d2-POE". Das sind drei Kürzel aus der Science-Fiction-Saga "Star Wars". Wie witzig. Verulkt uns - und den CCC - da jemand? Oder nehmen ministerielle Stellen das Verfassungsgericht nicht ernst? Dann wäre es allerdings höchste Zeit, ein paar Schlüsselpositionen mit technisch und rechtlich kompetentem Personal neu zu besetzen.