Die Gebührenfreiheit kommt das Land teuer, dabei wäre das Geld in der frühkindlichen Bildung besser angelegt, meint Renate Allgöwer.

Stuttgart - Die Abschaffung der Studiengebühren war ein zentrales Wahlversprechen von Grünen und SPD. Jetzt wird es umgesetzt. Das ist nur recht und billig. Die Umsetzung mag zwar manchen Protagonisten Überwindung kosten, weder die Wissenschaftsministerin noch der Regierungschef sind als glühende Gebührengegner bekannt, doch sie entspricht dem Willen der Basis, sowohl der SPD wie auch der Mehrheit der Grünen.

 

Die Abschaffung liegt im Trend der Zeit, dennoch ist sie falsch. Fast alle Bundesländer, die einmal Studiengebühren eingeführt hatten, haben sie wieder rückgängig gemacht. Nur Bayern und Niedersachsen halten an den Gebühren fest, für die Baden-Württemberg 2004 an führender Position gekämpft hat. In der Sache spricht wenig für die Abschaffung. Die meisten Befürchtungen sind nicht eingetreten. Studenten sind nicht in Massen an gebührenfreie Hochschulen in andere Länder abgewandert, eine abschreckende Wirkung wurde nicht nachgewiesen, vielmehr ist die Zahl der Studenten gestiegen. Die Proteste sind abgeebbt, die Gerichtsverfahren abgeschlossen.

500 Euro pro Semester sind im internationalen Vergleich ein Nasenwasser. Im Landeshaushalt sind 160 Millionen Euro zusätzliche Ausgaben dagegen durchaus ein Wort. Zumal sie bei der frühkindlichen Bildung fehlen werden. Dort sehen Experten der Bildungsfinanzierung öffentliches Geld besser angelegt als an Hochschulen. Die Entscheidung setzt den falschen Schwerpunkt. Ein vernünftiges Stipendienwesen aufzubauen wäre der bessere Weg gewesen.