Der Kitt, der das Aktionsbündnis gegen S 21 zusammenhält, ist brüchig geworden. Man sucht nach einer Strategie, Konflikte sind programmiert.

Stuttgart - Als der Protestveteran Gangolf Stocker unmittelbar nach der Landtagswahl das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 verließ, unkten nicht wenige, nun werde das aus vielen unterschiedlichen Interessengruppen bestehende Lager der Gegner auseinanderfallen. So weit ist es freilich noch nicht. Der Beschluss, künftig keine Grünen-Funktionäre mehr an die Spitze der Protestbewegung zu stellen, zeigt aber, wie brüchig der Kitt geworden ist, der das Aktionsbündnis noch zusammenhält. Das Ziel, das milliardenschwere Bahnprojekt zu verhindern, eint die Bewegung zwar immer noch, doch eine gemeinsame Strategie, wie dies doch noch gelingen könnte, ist derzeit nicht erkennbar.

 

Während etwa die "Parkschützer" hoffen, mit Blockadeaktionen, zivilem Ungehorsam und Massendemonstrationen lasse sich die Bahn vom Weiterbauen schon noch abbringen, setzen die Grünen als neue Regierungspartei auf die politische Schiene und darauf, dass die Bahn sich selbst noch jene Grube gräbt, in die sie dann hineinfallen könnte. Ein von ihnen in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten etwa lässt begründete Zweifel aufkommen, ob der Baubeschluss für den Tiefbahnhof es hergibt, dass die Bahn doppelt so viel Grundwasser abpumpen kann wie ursprünglich genehmigt. Zudem sind die realen Kosten des Projekts noch immer nicht klar - trotz der täglich wiederholten Beteuerungen der Bahn, man werde nach derzeitigem Stand den Kostenrahmen von maximal 4,5 Milliarden Euro einhalten können.

Das ändert freilich nichts daran, dass dem Bündnis der Projektgegner die eigentliche Belastungsprobe erst noch bevorsteht: Wenn die Bahn erneut Polizeischutz für die Baustelle anfordert, müssen die Grünen Farbe bekennen.