Die Projektpartner von Stuttgart 21 raufen sich zusammen. Für den Verkehrsminister ist das ein Problem, kommentiert Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Man muss sicher kein Mitleid haben mit einem Mann, der mit solcher Macht in ein Amt gestrebt hat wie Winfried Hermann – und nun erlebt, wie ohnmächtig die Macht bisweilen ist. In der Person des Verkehrsministers bündeln sich widerstrebende Positionen. Einerseits lief der Grüne am Freitag einmal mehr – wie zuletzt Ministerpräsident Winfried Kretschmann – durch ein pfeifendes Spalier besonders hartnäckiger Stuttgart-21-Gegner, die ihn vor einem Jahr gewählt haben dürften. Andererseits muss er jetzt mit ebenjener Bahn gemeinsame Sache machen, die er bis zur Volksabstimmung so sehr bekämpft hat.

 

Letzteres scheint Hermann allmählich zu gelingen. Offiziell hat er seine Fundamentalopposition aufgegeben, und obwohl die einstigen Kontrahenten einander sicher noch nicht vertrauen, scheinen sie zumindest miteinander arbeiten zu können. Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit unter Partnern, aber was war schon selbstverständlich vor kaum einem halben Jahr?

Gleichzeitig aber darf sich Hermann nicht einwickeln lassen von den gewieften Taktikern der Bahn. Er ist der wichtigste Sachwalter der Steuerzahler in diesem Projekt; er muss der Garant dafür sein, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Doch auch diese Position ist unbequem. Im Zweifel hat er unvermittelt wieder die eigenen Anhänger gegen sich – etwa wenn er den Bürgern auf den Fildern erklären muss, dass auch die von ihnen gewünschten Veränderungen im Kostenrahmen bleiben müssen. Dann findet sich der Grüne flugs in einer Allianz mit der Bahn wieder. Nur der Gesichtsausdruck der Protagonisten dürfte unterschiedlich sein: Hermann leidet, Kefer lächelt.