Der Stresstest der Grünen zeigt: Stuttgart 21 soll weniger Züge abfertigen können als behauptet. Kommt der Gegenbeweis? Fragt Jörg Nauke.  

Stuttgart - Die Grünen werden sich mit Vergnügen vorwerfen lassen, ihr Stresstest "light" zu S21 sei Wahlkampf pur. Er ist nichts anderes. Aber das widerlegt noch nicht die Aussagen der Studie. Sie nur deshalb anzuzweifeln reicht nicht aus. Bahn und Land müssen rasch Gegenargumente liefern. Die schlechten Noten sind nicht überraschend. Das Resultat ist abhängig von den Prämissen. Wer mit Haltezeiten rechnet, die den täglichen Betrieb widerspiegeln, und seine Studien nicht unter Laborbedingungen führt, bei denen sich Züge in Sekunden zu leeren vermögen und problemlos durch alle Nadelöhre schlängeln, ermittelt zwangsläufig geringere Kapazitäten. Dass Stuttgart 21 in seiner beschlossenen Form im Grünen-Test durchfallen würde, war klar. Eine ähnliche Bewertung in der Schlichtung hatte ja erst den Stresstest erzwungen.

 

Interessant ist dagegen die Erkenntnis, dass auch der (bei Bedarf) vereinbarte Ausbau der neuralgischen Zu- und Ablaufstrecken keine nennenswerten Kapazitätszuwächse erzeugen, sondern sich lediglich die, so die Studie, miserable Betriebsqualität erhöhen würde. Welche Konsequenz zögen die Befürworter, die sich auf Wahlplakaten zum Schlichterspruch bekennen, falls sich dies bewahrheiten würde? Dass die letzte Stufe mit zwei weiteren Gleisen im Bahnhof gezündet würde, erscheint unrealistisch. Ein neues Genehmigungsverfahren aber wäre das Aus für das Projekt, weil es die zeitgleiche Anbindung an die Neubaustrecke blockieren würde. Außerdem ist klar, dass nur ein System infrage kommt, das im Notfall den S-Bahn-Verkehr nicht kollabieren ließe.