Die Planungen der Bahn beim Projekt Stuttgart 21 laufen alles andere als rund. Höchste Zeit, dass sich die Stuttgart-21-Partner an einen Tisch setzen und Tacheles reden, meint der StZ-Lokalchef Achim Wörner.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Weit mehr als ein halbes Jahr ist die Volksabstimmung zu Stuttgart 21 her. Wer mit dem Bürgervotum freilich die Hoffnung verbunden hatte, es würde ruhiger werden um das Thema, sieht sich inzwischen eines anderen belehrt. Nun ist es nicht überraschend, dass im anhebenden Wahlkampf um den Oberbürgermeistersessel in Stuttgart die ermüdenden Debatten über den Bau des Tiefbahnhofs wieder anheben. Schließlich rechnet sich der eine oder andere Kandidaten dadurch – hie wie da – ein Stimmenplus aus. Dass der Schlagabtausch freilich derart durch ebenso gravierende wie irritierende neue Fragen in der Sache befeuert würde – damit war nicht unbedingt zu rechnen.

 

Ganz offenkundig ist jedenfalls, dass die Planungen der Bahn AG alles andere als rundlaufen. Schon zuletzt hatte in einem besonders sensiblen Bereich wie dem Grundwassermanagement für den Schienentrog im Talkessel kräftig nachjustiert werden müssen. Dass nun von den Aufsichtsbehörden sogar ein eigenes aufwendiges Genehmigungsverfahren mit einem zusätzlichen Erörterungstermin angeordnet wird, bringt die Bauherrin vollends schwer in die Bredouille. Der bisherige Zeitplan jedenfalls ist kaum zu halten – was den Preis für das Gesamtprojekt weiter in die Höhe treiben dürfte. Denn jeder Tag Verzug kostet bares Geld. Auch deshalb schrillen bahnintern die Alarmglocken.

Fatal ist bei alledem die Kakofonie der Projektpartner. Der Stuttgart-21-Sprecher versichert, dass trotz der Probleme am Baubeginn 2013 für den Tiefbahnhof nicht gerüttelt werde, weil zunächst nur eine Grundwassermanagementanlage benötigt werde, deren Bewilligung nur noch Formsache sei. Stuttgarts Baubürgermeister kontert prompt – und erklärt die zweite Anlage als Voraussetzung für den Aushub mitten im Talkessel. Wer zündet da also die Nebelkerzen? Vertrauensbildende Maßnahmen sehen jedenfalls anders aus.

Höchste Zeit ist es daher, dass die Stuttgart-21-Partner sich im Spitzengremium des Lenkungskreises an einen Tisch setzen und Tacheles reden. Da sind insbesondere der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann und der schwarze Rathauschef Wolfgang Schuster gefordert. Dies allein auch deshalb, um klarzustellen, dass der Steuerzahler am Ende nicht für höhere Kosten haftbar gemacht werden kann, sollten diese durch eine unzulängliche Planung der Bahn verursacht werden.