Trotz aller Beschwichtigungen: Die Bahn muss eingestehen, dass sie es sich beim Grundwassermanagement zu einfach gemacht hat, meint der StZ-Autor Thomas Braun.

Stuttgart - Trotz aller Dementis und Beschwichtigungen der Bahn – Stuttgart 21 kommt auch zweieinviertel Jahre nach dem symbolischen Baubeginn nicht in die Gänge. Bisher wurden zwar die Bahnhofsflügel abgerissen und die Bäume im Mittleren Schlossgarten gefällt – konstruktiv freilich hat der Konzern bisher wenig zustande gebracht. Die Tatsache, dass man sich bereits bei der Vorbereitung der Baustelle so schwertut, nährt jedenfalls neue Zweifel, dass bei der tatsächlichen Ausführung im Untergrund alles wie am Schnürchen laufen wird – weitere Verzögerungen sind programmiert.

 

Jetzt wird improvisiert: Weil sich der Bau der zweiten Abpumpstation hinzieht und überdies vom Eisenbahn-Bundesamt für das gesamte Wassermanagement ein eigenes Planfeststellungsverfahren verfügt wurde, will die Bahn ihre Pläne so verändern, dass mit dem Bau trotzdem im nächsten Jahr begonnen werden könnte. Da kann jeder Häuslebauer neidisch werden.

Viele Projektgegner sehen ihre Ängste bestätigt, die Bahn könnte der komplexen Materie der Wasserhaltung nicht Herr werden. Und sie ärgern sich, dass die Bäume so früh gefällt wurden. Wie manche Bürger ihre Wut öffentlich artikulieren, schadet jedoch ihrem berechtigten Anliegen: Beleidigungen ersetzen nun mal keine Argumente.

Über die Kommunikationsstrategen der Bahn darf man sich freilich ärgern. Wer immer nur zugibt, was eh nicht mehr zu leugnen ist und etwa die Verdoppelung der abzupumpenden Wassermenge zur formalen Petitesse erklärt, bis die Aufsichtsbehörde einschreitet, der darf sich über den Bürgerfrust nicht wundern.