Das Massaker von Tremseh zeigt: der Bürgerkrieg hat neue Fronten eröffnet. Längst kämpfen nicht nur Regierung und Opposition gegeneinander. Nun verläuft die Frontlinie zwischen Dörfern und Nachbarschaften, sagt StZ-Korrespondent Martin Gehlen.

Damaskus - Die Gewalt ist bestialisch und inzwischen überall. Es herrscht Bürgerkrieg in Syrien. Und der Konflikt hat mittlerweile eine Eigendynamik erreicht, die das Land für Jahrzehnte in den Abgrund reißen könnte. Längst sind zu den Fronten zwischen Regime und Opposition endlose weitere Kampflinien hinzugekommen – zwischen Nachbardörfern und Nachbarstadtteilen, zwischen Kurden und Arabern sowie Sunniten, Alawiten, Drusen, Schiiten und Christen. Die Massaker wie zuletzt in Tremseh geschehen alle nach ähnlich-teuflischem Muster. Alawitische Milizen fallen über ein sunnitisches Dorf her. In Panik holen die Bewohner die Kämpfer der Freien Syrischen Armee zu Hilfe. Dann schlagen die Elitetruppen mit Panzern und Kampfhubschraubern zu.

 

Zwischen den Fronten verdursten die Kompromisse

Alle internationalen Bemühungen, das Baath-Regime zum Aufgeben zu zwingen, scheitern bis jetzt an Russland und China. Das Regime in Damaskus glaubt, seine Macht sei noch zu retten. Die zerstrittene Opposition dagegen hofft, ihre Kämpfer werden mit den neuen Waffen vom Golf Assads Palast erobern können. Zwischen solchen Fronten verdunsten alle Kompromisse. Selbst für einen halbherzigen Machttransfer wie im Jemen ist die Gelegenheit inzwischen verstrichen. In Syrien sprechen nur noch die Waffen. Und die Liste der Opfer wird von Tag zu Tag länger.