Die UN-Blauhelme werden zu Zeugen von Assads Massenmord am eigenen Volk, kommentiert StZ-Redakteur Thomas Thieme.

Damaskus - Welchen Trumpf hat Kofi Annan in der Tasche, wenn er am Dienstag in Damaskus auf den syrischen Despoten Baschar al-Assad trifft? Was es auch sein mag, es ist schwer vorstellbar, dass der UN-Vermittler seine Mission damit wieder in die Erfolgsspur setzen kann. Die Gräueltaten, die Assad an seinem Volk verüben lässt, dauern an. Mittlerweile werden diese – wie am Wochenende geschehen – von den Beobachtern der Vereinten Nationen dokumentiert: Die Blauhelme werden Zeugen des Massenmordes und zählen die Leichen der Zivilisten, die zwischen die Fronten von Oppositionstruppen und Regierungsarmee geraten sind.

 

Den Vereinten Nationen bleibt nichts anderes übrig, als ihre 280 unbewaffneten Inspektoren wieder abzuziehen, bevor sie selbst in die Schusslinie geraten. Sie haben ihren Job erledigt, sobald erwiesen ist, dass Assad lügt, wenn er auch am Dienstag wieder die Verantwortung für die Massaker von sich weist. Schon zweimal in der Geschichte der Friedenstruppe musste eine kleine Anzahl von Blauhelmen tatenlos mit ansehen, wie vor ihren Augen schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt wurden: 1994 in Ruanda und ein Jahr später in Bosnien. In beiden Fällen fand die Internationale Staatengemeinschaft viel zu spät eine angemessene Antwort. Ob sie es im Falle Syriens überhaupt tut, ist völlig ungewiss.