Die Entscheidung des Papstes Franziskus im Fall Limburg darf in Deutschland nicht ohne Folgen bleiben, kommentiert der StZ-Korrespondent Paul Kreiner.

Rom - Endlich! Erleichterung spricht aus allen Wortmeldungen, die nach dem päpstlichen Aus für Franz-Peter Tebartz-van Elst in Deutschland öffentlich geworden sind. Ob Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Bischofskonfenz oder Alois Glück als Präsident des katholischen Zentralkomitees, ob Limburger Diözesangremien oder die dauer-aufmüpfige Basis von „Wir sind Kirche“ – alle feiern die „Chance zu einem Neuanfang im Bistum Limburg“. Und sie haben recht damit. Allerdings wird ein Neuanfang an viel mehr Stellen notwendig sein. Und er wird nicht ohne Schmerzen bleiben.

 

Der in diesem Falle angerichtete Flurschaden begrenzt sich nicht nur auf das teure „Diözesanzentrum Sankt Nikolaus“ und seine berühmte Badewanne. Auch wäre es – bei all den Vorwürfen gegen Tebartz-van Elst im Bericht der bischöflichen Untersuchungskommission   –   zu billig, alles auf eine einzelne Person abzuschieben, die ihrem Amt nicht gerecht geworden ist, die ein Problem mit der Wahrheit, den Finanzen sowie der Menschenführung hatte, und deren „Protzsucht“ man so gut gegen den so geliebten neuen Papst und dessen Armutsideal ausspielen konnte.  

Streng genommen ist das einzige positive Ergebnis aus dem Fall Limburg die finanzielle Transparenz, zu der sich einige deutsche Bischöfe durchgerungen haben. Doch wenn sie meinen, es reiche schon, ein paar verschwiegene Millionenvermögen aufzudecken, dann werde sich die Öffentlichkeit schon beruhigen und sie könnten weitermachen wie bisher, dann täuschen sie sich. Wer Franziskus bejubelt – und wer tut das derzeit nicht? – der kann nicht länger darauf verweisen, dass in Deutschland ohnehin alles in bester Ordnung sei und man das viele Geld in altbewährter Weise ja nur dafür einsetze, möglichst viel Gutes zu tun. Der muss sich in radikaler Selbstkritik vielmehr auch die Frage stellen, was eine „arme Kirche“ tatsächlich bedeutet, und was es heißt, sich nicht der Welt gemein zu machen. Doch darin steht die deutsche Kirche erst an der Startlinie.

Auch das Domkapitel steht nicht mehr gut da

Ans Tageslicht gekommen ist in beschämender Weise auch, wie vergiftet so manche Kirchenatmosphäre sein kann. Das Domkapitel in Limburg etwa, der engste Beraterkreis des Bischofs, kommt im Untersuchungsbericht nicht eben als das arme, unbescholtene, machtpolitisch ausmanövrierte Opfer davon, als das es sich so gerne hingestellt hat. Da waren auch eigene Interessen im Spiel, bewusst gegen Tebartz-van Elst eingesetzt und über die Medien vorangetrieben.

Wer darüber hinaus die Töne hörte, die während der vergangenen Monate innerhalb der deutschen Bischofskonferenz laut geworden sind, wer die zum Teil vorsätzlich böswilligen Bemerkungen hochrangiger Deutscher im Vatikan gegen kirchenamtliche Landsleute registrierte, der konnte nicht immer zum Schluss kommen, innerhalb einer nach außen hin so christgläubigen Gemeinschaft sei eine menschliche Debattenkultur im Gange. „Wir nennen uns zwar Brüder, aber. . .“ klagt Kardinal Joachim Meisner. Er weiß – aus aktivem Tun ebenso wie aus passivem Erleiden – sehr genau, wovon er spricht.

Alte Flügelkämpfe brechen auf

Aufgebrochen sind auch wieder die Flügelkämpfe, die unter Papst Franziskus eine Weile lang abgeklungen waren: Militant Konservative, die sich zu Zeiten Benedikts XVI. an „Papsttreue“ und daraus folgender Rechthaberei von niemandem überbieten lassen wollten, haben nun im „gemobbten“ Tebartz-van Elst ihr neues Idol gefunden – und sie organisieren ihre Foren, in denen sie auf alle anderen glauben eindreschen zu können.

Es passt ganz gut, dass die römische Entscheidung zum Fall Limburg in die Fastenzeit fällt. Deren Hauptbotschaft lautet ja nicht „Esst weniger!“, sondern, das Evangelium richtig übersetzt: Denkt um! Tut Buße! Und davon ist keiner ausgenommen.