Tesla gibt seine Patente für Elektroautos frei. Wird der Markt dadurch einen Schub erleben? Nein, vermutet der StZ-Redakteur Harry Pretzlaff, denn der Fortschritt entsteht bei Elektroautos nur durch den Wettbewerb um die beste Technik.

Stuttgart - Tesla-Chef Elon Musk gilt als Rockstar unter den amerikanischen Managern und als begnadetes Marketingtalent. Der stets vor Ideen sprudelnde Unternehmer baut nicht nur Elektroautos, sondern träumt auch davon, Menschen zum Mars zu bringen oder mit hohen Geschwindigkeiten durch Röhren zu katapultieren und damit Reisezeiten revolutionär zu verkürzen. Revolutionär klingt zunächst auch sein jüngster Vorschlag, Teslas Patente für die Wettbewerber freizugeben, um den bisher lahmenden Markt für Elektroautos stärker in Fahrt zu bringen.

 

Patente schützen den technischen Vorsprung, der mit Investitionen in Forschung und Entwicklung erarbeitet wurde. An diesen Zusammenhängen dürfte auch der Vorstoß von Tesla nichts ändern. Es ist kaum zu erwarten, dass andere Autobauer dem Beispiel des kleinen kalifornischen Unternehmens folgen werden. Denn der Wettbewerb um die beste technische Lösung ist eine Triebfeder der Marktwirtschaft.

Es ist gewiss ein Armutszeugnis, wenn der Autobauer Daimler mit seinen Heerscharen von Ingenieuren bei der neuen B-Klasse von Mercedes-Benz den Antrieb von Tesla übernimmt. Doch dies bedeutet keineswegs, dass allein der kalifornische Neuling weiß, welche technischen Lösungen die Besten sind. Die etablierten Autobauer haben die alternativen Antriebe vielleicht zu lange nur halbherzig entwickelt und sich auf den Verbrennungsmotor konzentiert, doch diese Zeit ist vorbei. In den vergangenen Jahren ist viel in Bewegung gekommen. Eine Welle von Wagen mit Elektro- oder Hybridantrieb kommt auf den Markt, wie etwa der i3 und der i8 von BMW oder eine ganze Flotte aus dem VW-Konzern.

Der technische Fortschritt kommt bei den Elektroautos am besten voran, wenn die Autobauer um das beste Zusammenspiel von Batterie, Elektromotor und elektronischer Steuerung wetteifern. Die Wagen von Tesla haben zwar eine große Reichweite, benötigen dafür aber auch eine verhältnismäßig schwere Batterie. Dies wird nicht die Blaupause für alle sein. Deshalb erscheint das Angebot des Tesla-Chefs großzügiger, als es tatsächlich ist und dient vielleicht nicht zuletzt dazu, das Image einer unkonventionellen Automarke zu polieren.