Die Manipulationen bei Transplantationen an mehreren deutschen Kliniken sind verheerend für das Vertrauen in die Organspende, meint StZ-Redakteurin Barbara Thurner-Fromm.

Stuttgart - Seit Jahrzehnten trage ich in meinem Geldbeutel eine Verfügung mit mir herum, die besagt, dass ich im Falle eines Falles zur Organspende bereit bin. Diese Mitteilung habe ich jetzt herausgenommen. Denn mein Vertrauen in die Transplantationsmedizin ist erschüttert. Manipulationen in Göttingen, München, Regensburg, jetzt in Leipzig – und stets die gleiche Abwiegelei: Das seien nur Einzelfälle, das System als solches sei gut. Wie aber kann ein System gut funktionieren, wenn schon stichprobenhafte Untersuchungen so viele Betrugsfälle zu Tage fördern?

 

Nein, dieses System mag in der Theorie gut funktionieren, in der Praxis ist es unterwandert von egomanischen Ärzten, denen es um ihr Renommee, tolle Operationszahlen oder – das will man in Leipzig nicht ausschließen – um persönliche Bereicherung geht. Aber auch an den Kliniken muss man zweifeln. Zwar äußern sie sich bestürzt, aber Transplantationen sind eben auch so lukrativ, dass man das Geschäft lieber selber macht, als es anderen zu überlassen. Es wäre deshalb eine namhafte überparteiliche Kommission nötig, die den Manipulationen nachgeht, Strukturen überprüft, staatliche Kontrollmöglichkeiten vorschlägt und integres Spitzenpersonal benennt. Denn nur wenn das Vertrauen zurückkehrt, können Patienten auf genügend Organspender hoffen.