Donald Trumps klimapolitischer Salto mortale schadet in erster Linie die USA, meint StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Donald Trump erweist sich als Störfall für das Weltklima. Nach dem Brexit der Briten strebt der US-Präsident einen Klexit an – den Rückzug aus der globalen Verantwortung für den Klimaschutz. Niemand weiß, was dieser Mann noch alles im Schilde führt und wie seine destruktive Politik sich fortsetzen wird. Das mit Aplomb verkündete Nein zum Pariser Klimaschutzabkommen ist jedenfalls die riskanteste unter seinen bisherigen Fehlentscheidungen. Fürchten muss sie vor allem der vermeintliche Profiteur: die Vereinigten Staaten.

 

Überraschend kommt Trumps Rollback nicht. Der weltweit mächtigste Dilettant in der Politik hatte, lange bevor er ins Weiße Haus einziehen durfte, verlauten lassen, dass er wissenschaftliche Erkenntnisse über den Klimawandel für Fake-News halte. Die Chinesen hätten das erfunden, um Amerika zu schaden, so lautete eine der Verschwörungstheorien, mit denen Trump um Wähler warb. Er werde den „Krieg gegen die Kohle“ beenden, versprach er Bergleuten und Kraftwerksarbeitern, die um ihre Jobs bangen. An Wahlversprechen, die Trumps Unterschrift tragen, herrscht kein Mangel. Bisher sind die meisten hohle Phrasen geblieben. Nun will er liefern. Das Wahlgeschenk könnte sich jedoch als trojanisches Pferd erweisen. Das ist ein Monstrum, von dem es im Altertum hieß, man müsse solche Gaben fürchten, gerade weil sie wie eine Verheißung erschienen.

Trump erkauft sich Glaubwürdigkeit bei seiner Klientel, indem er Amerikas Glaubwürdigkeit verspielt. Der seinetwegen ohnehin lädierte Ruf als verlässlicher Partner wird durch diesen Schritt vollends ramponiert. Das Pariser Klimaschutzabkommen ist nicht irgendein Vertragspapier. Es handelt sich um eine Art ökologischer Rettungsplan für die Welt. Heikle Verhandlungen über Jahre gingen dem voraus. Das historische Abkommen kam überhaupt erst zustande, weil die USA China vom Klimaschutz überzeugen konnten. Umso aberwitziger ist Trumps Versuch, den Rückwärtsgang einzulegen. Er zeugt von einem Mangel an globalem Verantwortungsgefühl, kleinlichem Konkurrenzdenken und nachgerade von Realitätsverlust.

Anders als die deutsche Umweltministerin glauben machen will, ist es keineswegs „fast unerheblich“, wie der Vizeweltmeister in der Produktion von Treibhausgas sich künftig beim Klimaschutz verhält. Natürlich handelt es sich zunächst nur um eine Ankündigung. Trump kann nicht von heute auf morgen aus dem Abkommen aussteigen. Ohne die wichtigste Industrienation der Welt bliebe der globale Klimapakt jedoch Stückwerk. Trump ist zudem nicht der Einzige, der glaubt, Klimaschutz könnte ihm und seinesgleichen die Geschäfte verderben. Sein umweltpolitischer Salto mortale wird Skeptiker weltweit bestärken.

Trumps U-Turn ist eine Flucht in die Vergangenheit. Der Präsident verspricht, Amerika wieder groß zu machen, wird mit solcher Politik aber das Gegenteil erreichen. Rauchende Schlote sind nicht die Zukunft. Jobs lassen sich so nicht dauerhaft retten. Bergwerke und Kohlekraftwerke werden schließen müssen, weil es profitabler ist, mit billigem Frackinggas Strom zu erzeugen. Konkurrierende Wirtschaftsmächte und aufstrebende Schwellenländer haben längst begriffen, dass nachhaltiges Wachstum seine Energie aus Gratisquellen wie Sonne und Wind bezieht. Im Wettbewerb um Innovationen wird sich Trump als Handicap für die US-Wirtschaft erweisen.

Doch der Klimawandel im Weißen Haus ist symbolisch wohl bedeutsamer als real: Auch US-Energiekonzerne suchen längst nach Alternativen zur heimischen Kohle. Bei der Klimaschutzpolitik haben die Bundesstaaten ihre Hand am Schalter. Viele verfolgen ehrgeizige Klimaziele. Diesen Trend kann Trump nicht stoppen. Mit klimapolitischer Kraftmeierei hat er sich isoliert: Er manövriert sein Land ins Abseits.