Der FC Bayern beweist bei der Besetzung des Trainerpostens kein Fingerspitzengefühl und büßt für die Van-Gaal-Hörigkeit, meint Mirko Weber.      

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Aloysius Paulus Maria van Gaal hat mit dem FC Bayern zwei Titel geholt: Pokal und Meisterschaft im letzten Jahr. Anders als beispielsweise Felix Magath (dem die Übung im Übrigen gleich zweimal hintereinander gelang), ließ van Gaal keinen Zweifel daran, dass er die Erfolge als persönliche betrachtete: seine Siege! Bei Niederlagen wusch van Gaal seine Hände in Unschuld. Mehr hatte dann das Material, als das er Menschen betrachtet, nicht hergegeben.

 

Uli Hoeneß' Bauchgefühl war demnach so verkehrt nicht, als er nach den ersten Verhandlungen mit van Gaal in Amsterdam pointiert von einem "sehr, sehr selbstbewussten Mann" sprach. Hoeneß spürte einen Hang zu Arroganz und Autismus. Engagiert wurde van Gaal trotzdem. Man versprach sich einen Lehrer. Man bekam: einen Tyrannen. Ein sich doch noch rundendes erstes Jahr überdeckte die Probleme. Van Gaal sagte: Ich. Der FC Bayern wollte verstehen: Wir. Wer nicht hören kann, muss sühnen.

Die Münchner bezahlen also für ihre zu lange praktizierte Hörigkeit einem Trainer gegenüber, dessen Rollenmodell doch sehr antiquiert war. Erneut offenbart sich, dass die Führungsebene des FC Bayern nicht mehr ganz firm ist, wenn es um Zukunftsperspektiven geht. Es gäbe mehr als nur einen Jürgen Klopp in Deutschland. Die Kunst wäre, Leute zu (er)finden. Die Praxis ist Kirschenpflücken in Nachbars Garten. Mit Andries Jonker betreibt Bayern Flickschusterei. Was der Verein braucht, ist kreative Regeneration. Man hofft auf Heynckes.