Der russische Präsident Putin wird nach den Anschlägen in Wolgograd den Anti-Terror-Kampf verstärken, kommentiert StZ-Redakteur Knut Krohn. Die Ursachen für die Attentate wird das nicht beseitigen.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Wladimir Putin hatte die Dramaturgie perfekt geplant. Kurz vor den Olympischen Spielen im eigenen Land schenkte der russische Präsident einigen prominenten Gefangenen wie den Musikerinnen von Pussy Riot und dem Ex-Unternehmer Michail Chodorkowski die Freiheit. Der sanfte Schein dieses Gnadenaktes sollte das Spektakel in Sotschi in einem noch glänzenderen Licht erscheinen lassen. Doch Putin hat sich verkalkuliert. Die beiden blutigen Anschläge in Wolgograd zerstören die schöne Fassade, sie zeigen ein anderes Russland, ein Land mit vielen ungelösten Problemen.

 

Terror gehört zum leidvollen Alltag

Eines davon ist der schwelende Konflikt im Kaukasus. In Tschetschenien und Dagestan gehören Terroranschläge zum leidvollen Alltag. Dabei produziert die rücksichtslose Brutalität, mit der die Sicherheitskräfte gegen die Rebellen vorgehen, in der Bevölkerung immer neuen Hass. Verdächtige werden gefoltert, Familien werden in Sippenhaft genommen, doch die Ursachen des Konfliktes werden nicht beseitigt. Nach zwei verheerenden Kriegen herrschen im Kaukasus seit Jahrzehnten bittere Armut, Korruption und Hoffnungslosigkeit. Dass Moskau Milliardensummen in die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele pumpt, hat die Wut auf die „russischen Besatzer“ noch geschürt.

Putin wird nach den Attentaten in Wolgograd alles tun, damit das Bild des heiteren Spektakels nicht noch weiter zerstört wird. Er wird den sogenannten Antiterrorkampf verstärken und die Sicherheitsmaßnahmen im ganzen Land ausweiten. Vielleicht wird es dem Kremlherrscher gelingen, dadurch Anschläge in Sotschi zu verhindern. Zur Lösung des Konfliktes im Kaukasus wird es jedoch nicht beitragen. Ganz im Gegenteil, der Hass auf allen Seiten wird sich noch verstärken.