Die Diskussion um fehlende Führungsspieler schien eigentlich beendet zu sein. Das 4:4 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Schweden heizt die Debatte nun wieder von Neuem an. Diese Unruhe kann Joachim Löw gar nicht gebrauchen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Berlin - Wenn dieser verspielte deutsche 4:0-Vorsprung schon in der Schublade für Historisches verstaut wird, lohnt es sich, gleich noch etwas in ihr herumzustöbern. Und dabei stößt man auf eine Partie, die am 17. Oktober 1984 in Köln stattgefunden hat: Deutschland – Schweden, WM-Qualifikation. Neben den Torschützen (Uwe Rahn und Karl-Heinz Rummenigge) zum 2:0-Sieg der DFB-Auswahl bleibt außerdem festzuhalten, dass es sich um eine recht fade Angelegenheit gehandelt hat.

 

Früher hat die deutsche Mannschaft gegen Schweden unansehnlich agiert und gewonnen, heute spielt sie spektakulär, aber nur unentschieden. Das wirft Fragen auf. Und einige Antworten werden dem Bundestrainer Joachim Löw nicht gefallen.

Dass er über eine überragende Offensivabteilung verfügt, hat Joachim Löw schon vor dem Schweden-Spiel gewusst. Dass seine Defensive wiederum nicht einmal in Ansätzen höheren Ansprüchen genügt, wird ihm in dieser Deutlichkeit nicht klar gewesen sein. Was dem Bundestrainer aber am meisten Sorgen bereiten dürfte: dieses Spiel ist Wasser auf die Mühlen derer, die in der Nationalmannschaft eine klare Hierarchie und deutliche Worte vermissen.

Nach dem 6:1-Sieg in Irland schien die Unruhe auslösende Nach-EM-Diskussion um Kampfgeist- und Führungskräftemangel beendet zu sein. Mit dem Einbruch gegen Schweden steht sie wieder auf der Tagesordnung. Und die Law and Order-Vertreter des deutschen Fußballs, wie Matthias Sammer und Felix Magath, werden bei Gelegenheit wieder daran erinnern, dass es in einer Mannschaft nicht zu kuschelig zugehen dürfe. Dieses 4:4 macht es schwer, ihnen zu widersprechen.

Womöglich stimmt es ja auch, dass man zwingend einen sehr ungemütlichen Zeitgenossen in seinen Reihen haben sollte. Der exzentrische Zlatan Ibrahimovic, so etwas wie Schwedens Antwort auf Stefan Effenberg, hat sich mit Händen, Füßen und verbal dagegen gewehrt, in dieser Partie unterzugehen. Im Unterschied dazu haben sich alle deutschen Spieler in Schockstarre ihrem Schicksal ergeben. Das hat es früher nicht gegeben, sagen nun die Altvorderen – und haben damit leider recht.