Nach zehn Jahren scheint die Affäre um den Geschäftsführer Jürgen Hermann endlich aufgearbeitet zu sein. Doch ein Beigeschmack bleibt.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Stuttgart - Mit einer Serie langwieriger Strafverfahren hat der Fall Hermann seit 2001 im Rems-Murr-Kreis für Furore gesorgt. Nicht nur, weil der frühere AWG-Geschäftsführer durch seine Versuche, sich von Vorwürfen rein zu waschen, auch Mitarbeiter und Geschäftspartner in die Bredouille brachte. Sondern auch, weil dadurch die kreiseigene Müll-Firma in ein schiefes Licht geriet. Was dort alles ablief, und vor allem wie, ist bis heute nicht komplett geklärt. Nur eins ist gewiss: die Atmosphäre in der AWG wurde vergiftet.

 

Von anonymen Briefen, die der Presse zugespielt wurden, über durchstochene Reifen bis hin zur Anschuldigung, einem unliebsamen Betriebsrat seien Schläger auf den Hals gehetzt worden, war alles geboten, was für ein Drehbuch mit dem Titel "Jagdszenen aus der Provinz" taugen könnte.

Auf Anweisung den Pfad der Legalität verlassen

Zwar voller Inbrunst, aber auch mit kalten Füßen nutzten Insider die Gunst der Stunde, als gegen den verhassten Chef ermittelt wurde. Durch gezielte Informationen wurde er weiter belastet oder verleumdet. Dabei zogen es die Informanten vor, anonym zu bleiben. In der AWG hatte man vor dem Geschäftsführer die Hosen gestrichen voll. Nur so können die Worte des Verteidigers interpretiert werden, der andeutete, mit welchem Furor sein Mandant auf Untergebene losgehen konnte.

Es wirft kein gutes Licht auf ein behördenähnliches Unternehmen, wenn sich Beamte so kujonieren lassen, dass sie auf Anweisung sogar den Pfad der Legalität verlassen. Statt anonyme Briefe zu verschicken, wäre das Anzeigen von Missständen korrekt gewesen. Dazu hätte es jedoch mehr Courage gebraucht.