Paris St. Germain scheitert schon wieder im Achtelfinale der Champions League – der steinreiche Club sollte dennoch am Trainer Thomas Tuchel festhalten, kommentiert unser Redakteur Marco Seliger.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart/Paris - Es ist also wieder passiert, und aus Thomas Tuchels Sicht ist es schlimm, dass es dieses Mal auch mit Thomas Tuchel passiert ist: Paris St. Germain ist raus aus der Champions League, und das wieder mal vorzeitig. Zum dritten Mal nacheinander scheitert das sündhaft teure Starensemble im Achtelfinale der Königsklasse – das ist in etwa so, als würden die Topteams Mercedes und Ferrari in der Formel 1 regelmäßig auf den Plätzen acht und neun einfahren.

 

Nun hat PSG den Totalschaden. Weil es den Karren wieder an die Wand gefahren hat.

Dabei war die Rechnung vor dem bitteren Aus gegen Manchester United so einfach. Der Luxustrainer Thomas Tuchel bringt die Luxuskarosse PSG endlich auf Trab, sprich: Auf der großen Rundfahrt Champions League sollte es endlich als Erster über die Ziellinie gehen. Doch der Chefkonstrukteur Tuchel ist raus. Womöglich sogar endgültig.

Fakt ist: PSG definiert sich über die Champions League, und nur über die Champions League. Dass das in Frankreich turmhoch überlegene Paris aller Voraussicht das nationale Double holen wird – geschenkt. Was zählt, ist die große Euro-Vision. Was nun da ist, ist die nächste Euro-Krise. Auch Tuchel hat es nicht geschafft, den heißt ersehnten Henkelpott in den Prinzenpark zu holen. Und nun, nach dem Aus, wird der Druck auf den vorher mit Lobeshymnen überhäuften Trainer plötzlich groß. „Es ist ein Schande“, sagte Kapitän Thiago Silva nach dem 1:3 gegen ManU. Der katarische Clubchef und Geldgeber Nasser al-Khelaifi sieht das ähnlich.

Scheich matt also für Tuchel?

Was sagt der Clubboss?

Dabei war Paris gegen Manchester in den zwei Spielen das klar bessere Team, Tuchels Handschrift war wieder mal klar zu erkennen, und nichts, rein gar nichts sprach für ein Scheitern. Doch dann kamen schwere individuelle Fehler, und peng, Tuchel war draußen. So schnell kann’s gehen – wer die bisherige Arbeit des detailversessenen Coaches in Paris aber verfolgt, der weiß: Es gibt im Grunde keinen Besseren, um das Pariser Ensemble auch in Europa ins Rollen zu bringen. Weil Tuchel taktisch genial ist. Und weil es der in der öffentlichen Wahrnehmung (vor allem in und um Dortmund) angeblich so schwierige und sperrige Coach geschafft hat, in Paris seine Spieler und den ganzen Club hinter sich sich zu bringen.

Wenn Clubboss Nasser al-Khelaifi rational denkt und Tuchels Arbeit sachlich bewertet, dann kann es auch im neuen Jahr keinen anderen Trainer in Paris geben. Ein mehr als unglückliches Champions-League-Aus, ein unglückliches Rückspiel im Achtelfinale, kann und darf nicht Tuchels Aus in Paris besiegeln. Die Frage ist nur, ob es solche klaren Gedankengänge nach dem Scheitern überhaupt noch gibt. Die jüngsten Aussagen von Nasser al-Khelaifi („Ich habe Vertrauen in den Trainer und seine Entscheidungen, wir müssen uns beruhigen und das Ganze analysieren“) sprechen zwar dafür – könnten in der allgemeinen Pariser Hysterie nach dem bitteren Aus allerdings schnell wieder Makulatur sein.