Zukunftsmärkte wie China verlangen immer stärker die Produktion der Autos vor Ort. Die Belegschaften der Hersteller in Deutschland und Europa dürften dagegen in Zukunft nur noch moderat wachsen, kommentiert StZ-Redakteur Harry Pretzlaff.

Genf - Der Wind hat sich gedreht. Vor einem Jahr war das Konjunkturklima noch recht frostig auf dem Genfer Autosalon. Europas PS-Branche hatte Gegenwind. Doch in diesem Jahr zeigen sich die Automanager zuversichtlich. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Europa verspricht zumindest leichten Rückenwind, und auch in den europäischen Krisenländern scheint zumindest der Tiefpunkt der Talfahrt erreicht. Die aufgestaute Nachfrage sorgt dort wieder für eine Belebung der Autogeschäfts.

 

Davon werden auch die deutschen Anbieter profitieren, die traditionell eine starke Position in Europa haben. Noch mehr gilt dies indes für Marken wie Peugeot und Fiat, die auf Gedeih und Verderb von der Entwicklung des europäischen Marktes und hier besonders von den südeuropäischen Ländern abhängig sind. Die meisten deutschen Autobauer, vor allem die Premiumhersteller sind gut durch diese Schwächephase gekommen, weil sie weltweit auf allen wichtigen Märkten fest verankert sind. Das florierende Geschäft in Nordamerika und China brachte einen Ausgleich für die Schwäche in Europa. Insgesamt hat dies dazu geführt, dass auch die Belegschaften in den deutschen Autofabriken aufgestockt wurden. Matthias Wissmann, der Präsident des Verbands der Automobilindustrie spricht stolz davon, dass die Schlüsselbranche ein Jobmotor sei.

In der Zukunft dürfte es aber immer schwieriger werden, dieses Erfolgsrezept beizubehalten. Viel stärker als die Exporte wächst die Produktion im Ausland. Schritt für Schritt werden Fabriken in Nordamerika erweitert und verlangen aufstrebende Länder wie China und Brasilien, dass Autos die in diesen Zukunftsmärkten verkauft werden auch dort produziert werden. Die Marktforscher sind sich jedoch einig, dass die Musik bis zum Ende des Jahrzehnts vor allem in diesen aufstrebenden Ländern spielen wird. Wenn in Europa dagegen der Nachholbedarf gesättigt ist, sind nur noch bescheidene Wachstumsraten in Sicht.