Die Lokführer streiken – und das mag manchen Bahnreisenden ärgern. Doch der Vergleich mit den privilegierten Piloten der Lufthansa hinkt. Sie vertreten auf legitime Art und Weise ihre Interessen, meint Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Nun stehen die Züge still. Mit bundesweiten Streiks wollen die Lokführer im verhärteten Tarifstreit mit der Deutschen Bahn mehr Lohn und kürzere Arbeitszeiten durchzusetzen. Das ist das gute, gesetzlich verbürgte Recht von Gewerkschaften. Man kann daher nur den Kopf schütteln über manche  Kommentare, die derzeit einseitig die öffentliche Meinung zu beeinflussen versuchen, aber die Fakten ignorieren.

 

Zunächst ist festzustellen: Die Forderung der GDL nach fünf Prozent mehr Lohn und zwei Stunden weniger Arbeit ist keineswegs überzogen, sondern angemessen. Lokführer haben eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe im anstrengenden Schichtdienst. Berufsanfänger erhalten gerade mal gut 2000 Euro brutto plus Zulagen. Auch nach vielen Berufsjahren gehören Lokführer allenfalls zu den Durchschnittsverdienern.   Ein Vergleich mit Lufthansa-Piloten, deren Luxusversorgung und mit deren abgehobenen Berufsgewerkschaft Cockpit ist deshalb geradezu infam. Das beweist auch die Tatsache, dass allein bei der Deutschen Bahn seit Jahren rund 800 Lokführer fehlen und die Beschäftigten rund drei Millionen Überstunden aufgetürmt haben. Bessere Bezahlung und mehr Freizeit macht den Job attraktiver. Daran sollte auch dem Arbeitgeber gelegen sein.

  Der Deutschen Bahn aber geht es vor allem darum, im Schulterschluss mit der zahmeren Hausgewerkschaft EVG den weiteren Aufstieg der kämpferischen GDL zu verhindern, die künftig auch für das übrige Zugpersonal verhandeln will. Auch dieser Anspruch ist das gute Recht dieser Gewerkschaft, denn sie vertritt nach eigenen Angaben inzwischen mehr als die Hälfte der Betroffenen.   Viele Bahnmitarbeiter sehen offenkundig ihre Interessen von der GDL besser vertreten als von anderen Gewerkschaften - und sind deshalb dort Mitglied geworden und haben zu 91 Prozent für den Streik gestimmt. Und nochmals: Auch das ist ihr gutes Recht, das durch die Verfassung verbürgt wird und zu respektieren ist.