Die grün-rote Landesregierung kommt den Kritikern des Bildungsplans weit entgegen. Die Hardliner unter diesen Kritikern wird sie wohl dennoch nicht überzeugen, kommentiert Renate Allgöwer.

Stuttgart - Es klingt nach Wortklauberei und auch nach einem gehörigen Maß an Hilflosigkeit. Die Landesregierung ordnet ihr erklärtes Ziel, die Bekämpfung der Diskriminierung von Homosexuellen, nun ausdrücklich einem allgemeinen Toleranz- und Akzeptanzbegriff im künftigen Bildungsplan unter.

 

Die Nachbesserung mag vielen überflüssig erscheinen. Was sonst hätte Grün-Rot je anstreben können als die Akzeptanz sexueller Vielfalt, so wie sie das Grundgesetz gebietet. Dass weltanschauliche, kulturelle, religiöse Vielfalt gleichfalls zu akzeptieren ist, ist von vielen mitverstanden worden, von einigen aber nicht. Die erbitterte Kritik hat tiefes Misstrauen offenbart. Ein Schuss Bösartigkeit mag mit dabei gewesen sein, denn dass eine demokratische, aufgeklärte Regierung Schüler sexuell umerziehen wollen könnte, ist schon sehr weit hergeholt. Doch lehrt die emotionalisierte Debatte, dass gerade in Fragen, die den persönlichen Bereich angehen, sehr viel Sensibilität angeraten ist. Die Frage ist nicht, ob die Regierung eingeknickt ist. Sie hat sich bemüht, die Bedenken ernst zu nehmen.

Die neuen Formulierungen mögen wischiwaschi klingen, doch sie sind ein Angebot an die, die guten Willens sind. Fundamentale Kritiker werden bei nächster Gelegenheit dennoch ihre Meinung lautstark kundtun. Auch das gehört zur Vielfalt.