Einen Tag lang bremsen alle, weil der Blitzmarathon angekündigt ist. Der Aktionstag hat ein berechtigtes Anliegen im Sinne der Unfallprävention. Einen nachhaltigen Effekt hat er aber nicht, meint StZ-Redakteurin Christine Bilger.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Manche macht der Blitzmarathon rasend. Von Abzocke und Wegelagerei ist schnell die Rede. Was die Autofahrer ärgert, hat einen ernsten Hintergrund, auf den die Polizei zu Recht hinweist: Zu rasantes Fahren ist eine häufige Unfallursache, die vermeidbar wäre. Was oft als Kavaliersdelikt hingestellt wird, kann schlimme Folgen haben. Allein im Kreis Ludwigsburg sind in diesem Jahr neun Menschen gestorben, weil Autofahrer das Tempolimit nicht beachteten.

 

Dennoch stellt sich die Frage nach dem Sinn des Aktionstages gegen das Rasen: Einen Tag lang bremsen alle, morgen fährt wieder jeder, wie er will. Der Langzeiteffekt ist zweifelhaft – gemessen am Aufwand. In Stuttgart waren 50 Beamte unterwegs. Das ist ein zu hoher Personaleinsatz für einen wenig nachhaltigen Effekt, wie auch die Gewerkschaft der Polizei kritisierte.

Unfallschwerpunkte lassen sich durch Blitzer entschärfen

Dabei gibt es Beispiele dafür, dass Gefahren im Stadtverkehr erst dann effektiv gebannt werden können, wenn man langfristig überwacht. Beweise liefern die Verkehrsüberwacher der Stadt Stuttgart. Dort, wo stationäre Anlagen stehen, sinkt die Zahl der Verstöße über die Jahre. So lassen sich Unfallschwerpunkte entschärfen. Beispiele dafür sind Blitzer an der Rotenwaldstraße und der Heilbronner Straße.

Ähnliche Effekte kann die Polizei mit ihrer in der Stadt intensivierten Kontrolle der Verstöße erreichen. Wenn der Kontrolldruck an gefährlichen Kreuzungen dauerhaft hoch ist, können Unfallursachen wie das Nichtbeachten roter Ampeln reduziert werden. Wenn dann noch ein paar Autofahrer den Grund für den Blitzmarathon länger im Kopf behalten als ihren Groll über die Kontrollen, wird es ein wenig sicherer auf den Straßen in Stuttgart und in der Region um die Landeshauptstadt.