Der 32-jährige Steffen Bilger hat das Duell um den Vorsitz der CDU Nordwürttemberg klar gewonnen - die Partei setzt auf den Neuanfang.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Die Erneuerung der Südwest-CDU nach dem Machtverlust kommt voran. Wie die südbadischen Christdemokraten haben nun auch die nordwürttembergischen einen älteren Exminister durch einen jungen Bundestagsabgeordneten ersetzt. Nicht überraschend, aber überraschend deutlich gewann der Junge-Union-Landeschef Steffen Bilger das Duell um den Vorsitz des mitgliederstärksten Bezirksverbandes; der frühere Kunststaatssekretär Dietrich Birk hatte klar das Nachsehen.

 

Inhaltlich trennte die Konkurrenten wenig voneinander. Beide versprachen, die Mitglieder stärker zu beteiligen, mehr von unten nach oben zu diskutieren und dem Verband in der Partei wieder mehr Einfluss zu verschaffen - was der scheidende Bezirkschef Wolfgang Reinhart durchaus als Kritik an seinem Führungsstil verstehen durfte. Der unerwartet große Abstand von Bilger zu Birk - 62,6 zu 37,3 Prozent - lässt sich nicht nur mit der deutlich besseren Rede des 32-Jährigen erklären. Die Delegierten trauten ihm einen Neuanfang wohl auch deshalb eher zu, weil er seine Distanz zum Wahlverlierer Stefan Mappus und dessen autoritärem Gehabe glaubhaft herausstellte.

Der 44-jährige Birk dagegen tat sich als einstiges Mitglied des Kabinetts Mappus da schwerer, auch wenn er nicht zu den engen Gefolgsleuten des abgewählten Premiers zählte. Wenn schon Erneuerung, dann richtig - so könnte man das Votum des Parteitags zusammenfassen. Früher, als die CDU noch regierte, dienten die Bezirksverbände vor allem den jeweiligen Vorsitzenden als Hausmacht. Nun, da zumindest im Land kaum noch Posten zu vergeben sind, müssen sie ihre Funktion neu finden. Dort kann sich nun das Führungspersonal bewähren, das die personell ausgezehrte Partei im Land irgendwann wieder zurück an die Macht führen könnte. Für Steffen Bilger gilt wie für Andreas Jung in Südbaden: wenn sie ihre Sache gut machen, können sie in der CDU eines Tages auch eine noch wichtigere Rolle spielen.