Die Pariser Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem beschädigt mit ihren Schulplänen das deutsch-französische Verhältnis, kommentiert StZ-Korrespondent Axel Veiel.

Paris - Von wegen reformunfähiges Frankreich! Auf gesellschaftlichem Gebiet tut sich was. Zu verdanken ist dies Najat Vallaud-Belkacem. Als Frauenministerin hat sie die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare eingeführt. Als Bildungsministerin streitet sie nun für mehr Gleichheit in Frankreichs Schulsystem, dass an Elitenbildung und damit sozialer Ungleichheit orientiert ist. Und wie immer weht der Sozialistin der Wind ins Gesicht. Eines freilich ist anders als sonst. Die sich an der Spitze des Fortschritts wähnende Politikerin bringt diesmal Rückschritt.

 

Die geplante Abschaffung der Sonder- und Europaklassen, die dem Deutschunterricht besonderen Stellenwert einräumen, ist in jeder Hinsicht kontraproduktiv. Sie bricht mit der seit de Gaulles und Adenauers Zeiten betriebenen Politik, der Jugend vorrangig Sprache und Kultur des   Nachbarn näherzubringen. Für das deutsch-französische Verhältnis ist dies ein Rückschlag. Leidtragende der Reform sind aber auch die Schüler, deren Fremdsprachenkenntnisse vom Wegfall bewährter Zusatzangebote kaum profitieren dürften. Und was für die Sozialistin das Bitterste sein dürfte: sie schafft Ungleichheit. Wer Geld hat und seinen Kindern herausragende Fremdsprachenkenntnisse vermitteln will, wird den Nachwuchs künftig auf Privatschulen schicken.