Der Fall Sachenbacher-Stehle, die bei den Olympischen Spielen in Sotschi gedopt haben soll, taugt wohl nicht zum ganz großen Skandal, kommentiert unser Autor Peter Stolterfoht.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Für Werner Franke ist der Fall klar: Evi Sachenbacher-Stehle ist gedopt und die zuständigen Ärzte im deutschen Biathlon-Team Verbrecher. Die Ferndiagnose des Heidelberger Molekularbiologen, der sich zweifellos große Verdienste im Antidopingkampf erworben hat, kommt eindeutig zu früh. Sollte sich nämlich tatsächlich die Vermutung bewahrheiten, dass ein Energieriegel oder Ähnliches für die positive Dopingprobe verantwortlich ist, taugt dieser Fall nicht als großer olympischer Dopingskandal.

 

Wer in dieser Sache aber Dummheit diagnostiziert, der liegt vermutlich richtig. Schließlich werden die Athleten ständig von allen Seiten gemahnt, die Finger von nicht genau überprüften Nahrungsergänzungsmitteln zu lassen. Und wenn sich Evi Sachenbacher-Stehle dann doch beim wissentlichen Doping erwischen ließ, dann macht sie sich in Zeiten von nicht nachweisbaren Doping-Methoden fast schon lächerlich. Sehr naiv wäre deshalb zu glauben, beim Fall Sachenbacher-Stehle handele es sich um das fast einzige Doping-Vergehen bei den Spielen in Sotschi. Seltsam ist es ja schon, dass die umgeschulte Weltklasse-Langläuferin Sachenbacher-Stehle im Biathlon den Besten in der Loipe nicht ansatzweise folgen kann. Vielleicht hat ja nicht Werner Franke, sondern ihr Bruder Josef recht, der sagt: „Sie würde nie dopen.“